Großen Appetit auf Ameisen

Für die künftige Familie Grünspecht muss das Heim kein Neubau sein

0 05.12.2024

Mein lieber Specht, da sind sie wieder. Auf der Wiese haben sie Platz genommen und picken sich die Ameisen aus dem Boden, die sind nämlich ihre Lieblingsspeise. Bis jetzt haben er und die Dame seines Herzens Glück gehabt mit dem Winter. Die Böden sind nicht gefroren und so können sie mit ihrem kräftigen Schnabel Löcher in die Wiese bohren

Weil der Specht sich wegen seiner Essensgewohnheiten häufig am Boden aufhält, wird er auch Grasspecht oder Erdspecht genannt. Die Ameisen fängt er übrigens, in dem er mit seinem Schnabel im Boden bohrend mit seiner bis zu zehn Zentimeter langen Zunge die Insekten „aufgabelt“. Nur wenn Ameisen knapp oder unerreichbar werden, versucht sich der Grünspecht an Regenwürmern, überwinternden Mücken, Spinnen und Beeren.

Bis zu 31 Zentimeter wird der prächtig grüne Vogel groß. Die Spannweite seiner Flügel beträgt bis zu 52 Zentimeter. Auffällig ist auch die rote Oberseite seines Schädels. Bis in den Nacken reichen die roten Federchen. Vom Schnabel bis zu den Augen trägt er ein schwarzes Band. Der Bauch ist heller als der Rücken, Schnabel und Füße sind grau. Zwischen 170 und 180 Gramm wiegt der ausgewachsene Specht. Die Specht-Damen sind oft ein wenig leichter. Auch sonst sind sich die beiden ziemlich ähnlich. Das Männchen hat einen roten Wangenfleck, das Weibchen einen schwarzen.

Jungen Spechten fehlt noch die leuchtende Farbe. Ihr Gefieder wirkt matt. Erst im Spätherbst sehen die Vögel aus wie ihre Alten.

Im Gegensatz zum Buntspecht, der leidenschaftlich trommelt, also mit dem Schnabel gegen Äste und Stämme schlägt (und wenn er einem Weibchen besonders imponieren will, nimmt er auch eine Dachrinne oder einen Antennenmast), trommelt der Grünspecht selten und wenn dann nur leise. Vogelkenner beschreiben allerdings seinen markanten Reviergesang als lautes Lachen. Männchen und Weibchen „lachen“ sich auf diese Weise an, die Weibchen allerdings etwas leiser. Schon im Winter beginnt die Balz, die Paare finden sich ab Mitte März zusammen.

Für die künftige Familie Grünspecht muss das Heim kein Neubau sein. Gerne nehmen sie verlassene Bruthöhlen anderer Spechtarten oder auch Höhlen, in denen sie den Winter überdauert haben. Die Bruthöhle kann bis zu 60 Zentimeter groß sein.

Wenn das Paar es sich erst einmal schön eingerichtet hat in seiner Höhle, dann bleibt es dort so lange es geht. Spechte bleibt ihrem Revier treu. Der Nachwuchs allerdings verlässt das Revier seiner Eltern und sucht sich ein eigenes Quartier, gern in der Nähe der alten Herrschaften.

Fünf bis acht weiße Eier legt das Weibchen im April, Mai. Gebrütet wird abwechselnd. Nach etwa 17 Tagen schlüpfen die Jungspechte. Einen knappen Monat werden die Jungen noch von beiden Eltern gefüttert und gepflegt, bevor sie flügge werden.

Der Grünspecht meidet den Wald. Klar, bei seiner eingeengten Speisekarte braucht er Äcker und Wiesen, um Ameisen und ihre Larven zu finden.

Harte Winter bedrohen den Grünspechte, dann wird die Nahrung knapp. Aber auch die Umwandlung von Grünland in Ackerland und damit der Rückgang der Wiesenameisen (auch durch den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln) machen dem Grünspecht das Leben schwer. Ein weiteres Problem: Aus Rücksicht auf die Verkehrssicherheit werden immer weniger Weiden und Pappeln gesetzt, die zu den Weichhölzern zählen und nach wenigen Jahrzehnten als nicht mehr standfest gelten. Sie zählen aber zu den Lieblingsbäumen des Grünspechts. So greift eins ins andere. flora

Zum Bild: Die rote Oberseite des Schädels ist besonders auffällig beim Grünspecht. Männchen und Weibchen sehen sich sehr ähnlich. Weibchen haben aber einen schwarzen Wangenfleck, Männchen einen roten. Foto: Uwe van Hoorn

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