Entzückende Gruselkinder

0 01.11.2019

Wann waren Sie zum letzten Mal in Vogelheim? Eine liebe Freundin wohnt in der Siedlung hinter der Kirche, neben der Gesamtschule. Gar nicht schlecht. Viel Grün, große alte Bäume, kaum Autoverkehr. „Doch etwas fehlt Vogelheim“, meint die Freundin. Sie wünscht sich einen schönen großen Discounter, der auch Qualität bietet. „Das sollten sie mal bauen“, sagt sie mit Blick auf die Thomas-Morus-Kirche, die schon länger vor sich hingammelt, was für viele Vogelheimer genau so traurig ist wie die Tatsache insgesamt, dass sie abgerissen wird. Gebaut werden dort übrigens 21 Einfamilienreihenhäuser, von denen, traut man der Werbung des Investors, nur noch eins für 275000 Piepen zu haben ist.

„Man muss ja nicht päpstlicher sein als der Papst“, sagte Omma Emma immer und mit ihren Alltagsphilosophin hatte sie meist recht. Und so hatte Monica – obwohl sie den ganzen Grusel-Quatsch nicht so recht nachvollziehen kann – einen ganzen Haufen Zehn-Cent-Stücke parat, um sie den kleinen Schreckgespenstern in die blutige Pranke drücken zu können, für den Fall, dass sie sich überhaupt trauten anzuschellen. „Süßes oder Saures“ flöteten zwei süße Untote in mein Ohr. Das eine Mädchen hatte als Verbandsersatz ein paar Tempotücher im Gesicht kleben, mit roten Flecken drauf. „Das ist Kunstblut“, klärte mich das andere Kind auf. Soso. Und: „Ich bin nicht verkleidet“. Das hatte ich bereits vermutet. „Ich gehe nur so mit.“ Aha. „Wir wohnen da hinten!“ Ihr Finger zeigte vage in eine Richtung. „Nur so“. „Dann seid ihr also echte Freundinnen?“ fasste ich zusammen. Und beiden strahlten: „Ja“. Sie sehen: So entzückenden Geisterfreundinnen muss man doch einfach etwas geben…

Ihnen allen ein schönes Wochenende! Monica

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