Zecken sind echte Hungerkünstler

Aber bei steigenden Temperaturen wollen sie zum Wirt

0 31.03.2023

Richtige Hungerkünstler sind die Zecken. Viele Monate können sie auf ihre nächste Mahlzeit warten. Manchmal müssen sie das auch. Sie gehen nämlich nicht selber auf die Jagd, sondern sie lauern auf Grashalmen oder im Unterholz darauf, dass ein geeigneter Wirt – Mensch oder Tier – vorbeikommt und sie abstreift.

Weil die Zecken – in unseren Breiten ist es meist der gemeine Holzbock – Überträger der Krankheiten Frühsommer-Meningoenzephalitis (Hirnhautentzündung) und Borreliose ist – hat das kleine Spinnentier traurige Berühmtheit erlangt. Schließlich können Hirnhautentzündungen tödlich verlaufen, und auch die Borreliose, mit ihren rheumaähnlichen Beschwerdebildern, ist sehr unangenehm und verläuft – wenn sie nicht entdeckt wird – chronisch. Hirnhaut-Entzündung wird durch ein Virus ausgelöst, Borreliose durch ein Bakterium.

Monate kommt der Blutsauger ohne Mahlzeit aus, aber nur zwei Tage ohne Wasser. Ist es längere Zeit trocken, muss die Zecke ihren Wasservorrat wieder auffüllen. Sie marschiert also von ihrem Grashalm herab in tiefere Regionen am Boden mit höherer Luftfeuchtigkeit. Das genügt schon. Forscher haben herausgefunden, dass Zecken eine (hygroskopische) Flüssigkeit ausscheiden, die die Feuchtigkeit der Umgebung bindet. Die Zecke nimmt dann die mit Wasser gesättigte Substanz wieder auf. Danach klettert der Parasit Zecke erneut auf einen Grashalm und wartet und wartet. Um ihre Opfer besser erreichen zu können, klettert die Zecke auf Gräser und Büsche. Eine erwachsene Zecke kann dabei bis zu 1,50 Meter hoch klettern. Meistens ist sie aber in Knie- bis Hüfthöhe zu finden.

Eine Zecke kennt bis zu 50 Duftstoffe

Sie spürt, wenn Mensch oder Tier sich nähert. Forscher haben herausgefunden, dass Zecken etwa 40 bis 50 verschiedene Duftstoffe wahrnehmen können. Sie spüren Buttersäure und Ammoniak – Bestandteile des Schweißes. Sie merken aber auch die feinste Veränderungen im CO2-Gehalt der Luft und wissen, dass ein Säugetier in ihrer Nähe atmet. Die Zecke hat keine Nase. Die Sinneszellen, die die Luft analysieren, wird das „Hallersche Organ“ genannt, das auch Wärme spürt und ob zum Beispiel ein großes Lebewesen Schatten wirft. Außerdem hat eine Zecke Tasthaare. Der gemeine Holzbock – die Zeckenart, die in Deutschland am häufigsten vorkommt – hat keine Augen. Andere Zeckenarten können nur sehr eingeschränkt sehen.

Streift ein Wirt die Zecke, greift sie blitzschnell mit den Krallen an ihren Vorderbeinen nach Halt. Dafür reichen Bruchteile von Sekunden. Danach kann sie sich Zeit lassen. Auf ihrem Wirt sucht sie sich dann ein hübsches Plätzchen an einer gut durchbluteten, dünnhäutigen, feuchten Stelle. Den Menschen sticht die Zecke daher besonders gerne in die Kniekehlen, zwischen den Beinen, unter den Armen und im Nacken sowie am Haaransatz. Am Kopf hat sie ihre Stech- und Saugorgane und sie wird sie benutzen. Bis zu 15 Tage bleibt eine Zecke an ihrem Wirt – wenn er sie lässt.

Ein hoch entwickelter Stechapparat

Biologen haben herausgefunden, dass die Zecke einen hoch entwickelten Stechapparat hat. Mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen reißt sie die Haut des Wirtes auf und gräbt mit ihrem „Stachel“ eine Grube in das Gewebe, die mit Blut voll läuft. Dieses Blut saugt die Zecke immer wieder ab. Die Zecke sondert bereits während des Stechens mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel ab, das die Einstichstelle betäubt. Deshalb spürt man Zeckenstiche nicht, auch wenn der Stechapparat der Zecke wesentlich größer und gröber ist als beispielsweise der Stechrüssel einer Stechmücke. Der Speichel der Zecke enthält außerdem bestimmte Stoffe, die dafür sorgen, dass das Blut nicht gerinnt und die verhindern, dass sich die Einstichstelle entzündet.

Um das Blut verdauen zu können, filtert die Zecke die für sie nahrhaften festen Bestandteile des Blutes heraus. Überschüssige Flüssigkeit gibt sie wieder über ihren Stechapparat an den Wirt zurück. Dieser Vorgang wiederholt sich während der gesamten Saugdauer. Hierbei können Erreger übertragen werden, die sich im Darm der Zecke befinden, wie zum Beispiel die Borrelien. Doch auch beim Stechen schon, können Krankheitserreger den Wirt wechseln.

Die Zecke ist nicht immer aktiv. Liegen die Temperaturen unter sieben Grad Celsius, fällt sie in eine Art Winterstarre. Dann ist sie nicht auf Grashalmen sondern unter einer feuchten Laubdecke zu finden. Bei extrem mildem Winterwetter trifft das allerdings nicht zu, wie Berliner Wissenschaftler nachweisen konnten. Angesichts durchgehend überaus milder Wetter im Herbst und Winter bleiben Zecken aktiv.

Zecken werden durch ihren Wirt verbreitet

Zecken sind keine Langstreckenläufer. Kurze Strecken können sie mit erstaunlicher Geschwindigkeit überwinden, ihre Energie reicht aber nur für wenige Meter. Trotzdem verbreiten sich Zecken über große Gebiete hinweg. Diese Verbreitung erreichen sie durch ihre Wirte. Zecken werden von ihren Wirten in Gebiete getragen, die "zu Fuß" für sie nicht erreichbar wären, besonders wenn es sich bei den Wirten um Vögel handelt.

Bis eine Zecke „erwachsen“ ist, durchläuft sie verschiedene Entwicklungsstadien. Als Ei zusammen mit etwa 3000 weiteren Eiern in der Laubstreu abgelegt, entwickelt sie sich zunächst zur Larve, die noch sechsbeinig ist. Dann häutet sie sich und wird zur so genannten Nymphe, die schon acht Beine hat. Aus der Nymphe wird dann das adulte, geschlechtsreife Exemplar. Für jeden Entwicklungsschritt braucht das Tierchen eine Blutmahlzeit.

Am Ende sind aber alle tot: Die männliche Zecke stirbt nach der Begattung, die weibliche nach ihrer letzten Blutmahlzeit und der Eiablage. Der Zyklus beginnt von vorn.

Zu den Bildern

Bild oben: Eine Zecke im Hundefell muss sorgfältig mit der Zeckenzange entfernt werden.

Bild im Text: Das hat geklappt. Die Zecke ist entfernt.



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