April 1992: Wovon Radler in Borbeck träumen

Außerdem: Knapper Wohnraum, bissige Hunde und fehlende Kita-Plätze usw. usf.

0 27.04.2022

Was war los im April 1992? In Bedingrade hat man Angst, im Wulve könnte ein Asylbewerberheim gebaut werden, Eltern besetzen einen Kindergarten in Vogelheim, der BBVV kündigt die Gründung eines Förderkreises für die Arena an, die Grünen warnen vor dem Bau der "Neuen Mitte" in Oberhausen (CentrO) diese und viele andere Schlagzeilen bringen die Borbecker Nachrichten vor 30 Jahren.

Damals wie heute: "Wohnraum ist knapp und wird immer teurer. Vor diesem Hintergrund hat sich die Essener Planungsverwaltung daran gemacht, die Erschließung brachliegender Bauland-Reserven voranzutreiben“, schrieben die BN im April 1992. Zwischen Band-, Loh- und Roßstraße sollen 100 Wohnungen entstehen. Dass es in dieser Ecke im April 1992 überhaupt noch freie Flächen gibt, liegt daran, dass die geplante Straße (L 445) zwischenzeitlich zu den Akten gelegt wurde. Diese Trasse „spukte als Schnell-Verbindung zwischen Bottrop und Mülheim durch die Flächennutzungspläne“, so die BN. Geplant ist auch der Bau eines Kindergartens an der Ecke Im Wulve/Lohstraße. (Das hat, wie man heute weiß, viele Jahre gedauert, bis die Kita stand). - Die Bedingrader treibt ferner die Angst um, dass dort ein Asylbewerberheim gebaut werden könne. Die Politik beruhigt: Das gehe nicht in einem reinen Wohngebiet – laut eines Urteils des Verwaltungsgerichts.

GymBo zurückgepfiffen: Aus und vorbei! Das Modellprojekt „Gestaltung des Schullebens und Öffnung der Schule (GÖS) ist ab sofort gestoppt“ schrieben die BN in April 1992. Dabei hatte der Landtag vier Jahre zuvor beschlossen: Die Schulen sollen sich ihrem Stadtteil öffnen, sollen Aktivitäten entwickeln für die Bevölkerung, sollen zusammenarbeiten mit Vereinen, Verbänden, Institutionen. Im Großraum Borbeck hatten sich die Sonderschule Vogelheim, eine Gesamtschule und das Gymnasium Borbeck beteiligt. An der Prinzenstraße hatte man sich auf Fragen der Schulsozialarbeit konzentriert. Es gab Selbsterfahrungsgruppen, Selbstbehauptungskurse für Schülerinnen und Schüler etc. Das Aus kam überraschend. Der Grund: Sparmaßnahmen.

Eltern reißt der Geduldsfaden: Zweihundert Kindergartenplätze fehlen in Vogelheim“ behaupten ausgebrachte Eltern im April 1992. Sie zweifeln die von der Stadt errechnete Versorgungsquote an und besetzen die evangelische Kita an der Bergbrücke. Die Eltern hoffen, dass der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Peter Reise, sich für eine schnelle Erweiterung des Bergbrückenkindergartens stark macht.

Noch immer aktuell: Die Schloßarena soll bald zu neuem Leben erweckt werden“ heißt es bei der Jahreshauptversammlung des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins. Es wird die Gründung eines Förderkreises für die Arena durch den BBVV angekündigt.

Vorsicht Neue Mitte: Vor allzu kurzsichtiger Euphorie warnen die Grünen in der Diskussion um das geplante Einkaufs- und Vergnügungszentrum auf dem brachliegenden Thyssen-Gelände in Oberhausen. Mit diesem gigantischen Projekt wäre Oberhausens Neue Mitte das erste Stadtzentrum in Deutschland, das sich ausschließlich aus Geschäften und Freizeitparks zusammensetzte, heißt es in der Veranstaltung. Für Ratsherrn Dr. Thomas Rommelspacher bedeute dies einen Bruch mit europäischer Stadttradition und Stadtkultur. Danach sei die Stadtmitte nicht nur ein Ort privaten Konsums, sondern vor allem ein öffentlicher Ort, ein Zentrum des sozialen, politischen und kulturellen Lebens.

Achtung bissiger Hund: Schlosspark-Besucher haben Angst vor angriffslustigen Hunden und fordern, die Polizei sollen die Leinenpflicht durchsetzen. Hintergrund: Eine 26-Jährige forderte den Halter eines Rottweilers auf, den Hund an die Leine zu nehmen, nachdem der Rottweiler den kleinen Mischlingshund der Frau angegriffen hatte. Darauf hin verletzte der Mann die Frau mit einem Baseball-Schläger. Das Opfer erlitt Prellungen und eine Gehirnerschütterung.

Glückwunsch: Eine der ältesten Skiffle-Bands des Ruhrgebiets hat Geburtstag. Ihren 30. feiern die Train-Hobo-Skifflers in der Gaststätte Fuhrmannsruh.

Rockwoche: Ob sich daran noch jemand erinnert? Im April 1992 geht die 10. Borbecker Rockwoche über die Bühne. Zum ersten Mal wird sie nicht von Christoph Berse und Klaus Grießmann vom Jugendamt organisiert und veranstaltet; ihre beiden Stellen wurden auf eine zusammengestutzt und diese ist zu dem Zeitpunkt noch nicht neu besetzt. Freiwillige und Ehrenamtliche und auch Musiker springen ein, damit die Rockwoche, bei der sich zahlreiche Bands präsentieren, über die Bühne gehen kann.

Radler müssen sich noch immer abstrampeln: "Der Radler-Traum 1992: Das lückenlose Wegenetz“ schreiben die BN im April (Bild oben). Auf der dazugehörigen Karte ist schon die ehemalige Bahntrasse der Rheinischen Bahn als gewünschter Radweg eingetragen. Umgesetzt wurde von diesem Plan nicht all zu viel.

Fußgänger bleiben lange Wege erspart: "Ereignis ließ achtzig Jahre auf sich warten“ tadeln die BN den späten Zeitpunkt der Fertigstellung der Fußgänger-Passage im Bahnhof Borbeck. Schon 1905 habe man die Abkürzung für Fußgänger durch den Bahnhof geplant. Gleichwohl feiern die BN die Eröffnung der Unterführung mit einer mehrseitigen Strecke und Bildern aus Borbeck-Mitte.

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