Wie einst im Mai: Es grüßt vielmals Dein Mann und Euer Vater Adam

Aus 110 Jahre alten Briefen spricht Liebe und Respekt

1 29.04.2021

Adam und Anna: Waren sie glücklich miteinander? Bestimmt. Trotz ihrer Armut, trotz der Sorgen um die sechs Kinder. Vierzehn Briefe aus dem Jahr 1910 erzählen viel über das Paar und die Zeit, in der es lebte.

„Eine wunderbare Erbschaft“, schwärmt Reinhilde Willwerth geb. Theisen. Ihre Cousine Ursel hatte ihr den Schatz geschenkt, den Briefwechsel der gemeinsamen Großeltern, als Großpapa Adam zur Kur in Bad Nauheim weilte. „Ich kannte meine Großeltern nicht, sie waren vor meiner Geburt gestorben“, erzählt Reinhilde Willwerth, „und ich war gespannt, was sie sich wohl geschrieben hatten. Es musst etwas Wichtiges oder Schönes gewesen sein, schließlich hatte Ursels Mutter die Briefe über den Krieg hinaus verwahrt.“ Stundenlang saßen die beiden Cousinen zusammen, vergaßen die Zeit und entzifferten die alte Schrift auf dem vergilbten Papier. „Ich war gerührt. Ich erfuhr etwas über die Eltern meines Vaters, über den Vater selbst und über seine sechs Schwestern.“

„Gleich hatte ich meinen Vater vor Augen“, erzählt Reinhilde Willwerth. „Er liebte die Natur und besonders die Vögel. Auch konnte er tolle Windvögel basteln aus Zeitungspapier und Mehlpapp (eine Art Kleister aus Mehl und Wasser angrührt, d. Red.). Sie flogen alle!“ „Kinder waren für meinen Vater ein Stück Himmel“, erzählt Reinhilde Willwerth. „Heute weiß ich warum. Durch die Briefe habe ich erfahren, mit wie viel Liebe meine Großeltern ihre Kinder umsorgt haben!“

„Die Briefe sind Schätze, die ich gerne teile. Sie geben Zeugnis von der ,guten, alten Zeit‘, eine Zeit, die ganz anders war, als die unsere und ihr trotz allem sehr gleicht: Es gab viel Armut und viel Reichtum, wie heute auch.“ S.H.

Wie einst im Mai ist die Serie überschrieben, die (mit einigen wenigen Anmerkungen versehen) den Original-Briefwechsel wiedergibt. Borbeck.de wird in loser Folge die Leserinnen und Leser teilhaben lassen an dem Staunen Adams über "Hüte so groß wie Wagenräder" und "Betten so weiß wie Schnee". Die gezeigten Ansichtskarten stammen aus der Zeit um die Jahrhundertwende.

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Kommentare

Kommentar von Ursula P |

Wunderbare Geschichte aus der Vergangenheit.

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