Wenn das Käuzchen ruft…

Der Steinkauz ist keine Nachteule – er geht auch tagsüber auf die Jagd

0 12.06.2020

„Wenn das Käuzchen ruft, stirbt jemand“ unkte die Großmutter. Sie blickte bedeutsam in die Runde und die Kinder hielten sich die Ohren zu, um nicht vom „Totenvogel“ gerufen zu werden. „Kuwitt, kuwitt“ ruft der Steinkauz, was wohl als „komm mit“ missdeutet wurde. Wenn das gestimmt hätte, dann hätte jahrelang in Borbeck keiner mehr sterben dürfen, denn der Steinkauz war hier nicht mehr zu finden. Das hat sich geändert. Vogelkundler Uwe van Hoorn entdeckte ein Paar in Dellwig. In ganz Essen gibt es nur noch fünf oder sechs Steinkauzpaare, weiß der Gerscheder.

Nun, man muss auch genau hinschauen, um sie zu finden. Und das nicht nur, weil das Gefieder des kauzigen Vogels so gut tarnt. Der Steinkauz ist überhaupt eine unserer kleinsten Eulen.

Knapp 200 Gramm bringt der etwa 20 Zentimeter große, talentierte Mäusefresser auf die Waage. Auf dem Speisezettel stehen außerdem noch Insekten und andere kleine Wirbeltiere. Ist der Kauz mit der Aufzucht von Jungen beschäftigt, gibt es meist Regenwürmer – morgens, mittags, abends. Eigentlich immer, denn ein Steinkauz muss etwa ein Drittel seines Körpergewichts an Nahrung zu sich nehmen.

Männchen und Weibchen unterscheiden sich vom Aussehen nicht, d.h. sie sind „geschlechtsmonomorph“. Es kommen aber verschiedene Farbvarianten vor, so besitzen einige Exemplare fast schwarze Gesichtsschleier. Darin stechen die hellgelben Augen besonders deutlich hervor.

Ein Paar bleibt oft lebenslänglich zusammen und ist auch seinem Standort treu. Das Jagdrevier ist recht klein – ca. 50 bis 100 Hektar groß. Mit der Balz beginnen Herr und Frau Steinkauz im zeitigen Frühjahr. Mitte April bis Mitte Mai legt das Weibchen drei bis sieben Eier. Das Weibchen besorgt das Brutgeschäft alleine. Etwa vier Wochen Zeit nimmt es sich dafür. Interessant: Mit dem Brüten fängt es erst an, wenn das letzte Ei gelegt ist. So kommen alle Jungeulen etwa zur gleichen Zeit zur Welt und können die Bruthöhle auch gleichzeitig verlassen. Weitere sechs Wochen sorgen die Altvögel die Kleinen mit Nahrung. Dann müssen sie selber Mäuse fangen und Insekten aufgabeln.


Zum Bild: Der Kauz ist keine Nachteule und nicht selten am Tag aktiv. Gut für die Vogelfreunde, sie können ihn bequem am Tag beobachten. Ganz in Ruhe kann man sich den Vogel auch auf der griechischen Euro-Münze begucken. Dort ist Athene noctua – so der wissenschaftliche Name nach Linné – abgebildet. Aufn.: Uwe van Hoorn

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