Was sind das nur für Schweine?

Sie tragen ein Kleeblatt im Maul und bringen - aus Marzipan - auch Vegetariern Glück

0 30.12.2022

Zum Jahresende führt das Schwein die Liste der Glücksbringer ganz oben an. Meist ist es aus Marzipan hergestellt und trägt ein vierblättriges Kleeblatt oder einen Glückspfennig im Maul. Außer zu Silvester gibt es aber nur arme, dumme oder dreckige Schweine – dabei sind sie dem Menschen recht ähnlich.

Das Hausschwein stammt vom Wildschwein ab, dem es noch heute in Körperbau und Verhalten ähnelt, obwohl es schon seit etwa 9000 Jahren vom Menschen gehalten und gezüchtet wird.

Wie das Rind ist der Schwein ein Paarhufer (so nennt man Säugetiere, bei denen der dritte und vierte Zeh und der Mittelfußknochen besonders stark entwickelt sind und der erste Zeh komplett fehlt). Außerdem ist das Schwein ein Spitzengänger, d.h. es geht nur auf seinen beiden Zehenspitzen.

Früher hielt man die Schweine rund ums Haus. Man ließ sie im Freien ihre Nahrung suchen. Sie stromerten durch das nahegelegene Wäldchen und mit ihrer Spürnase und dem feinen Tastsinn fanden sie Früchte, Wurzeln, Pilze, Würmer, Schnecken, Vogeleier, Insektenlarven, Mäuse, Ratten und Aas aller Art. Das Schwein ist also ein Allesfresser. Mit der Nase, die vorne eine charakteristische runde Scheibe aus Knorpel bildet, durchwühlen sie den Boden, mit den kräftigen Eckzähnen reißen sie den Boden auf, so dass jede Weide schon nach kurzer Zeit wie ein Acker aussieht.

Schweinehaltung gab es nicht nur auf dem Land. Mancher Bergarbeiterhaushalt hielt sich ein Schwein im Stall, das mit Küchenabfällen, Rüben, Kartoffeln und Getreide gefüttert wurde. Noch in den Sechzigerjahren war es auch in Essen üblich, zum Beispiel bei Pfarrfesten lebendige Ferkel per Tombola zu verlosen.

Die Verwandtschaft zwischen Haus- und Wildschwein zeigt sich im Verhalten. Auch Öko-Schweine suhlen sich wie ihre wilden Verwandten gerne im Schlamm und scheuern ihre Körper an Bäumen und Mauerwerk. Verloren gegangen ist das dichte schwarzbraune Haarkleid. Das Hausschwein heute hat schüttere Borsten. Auch der Kopf wurde stumpfer, die Ohren entwickelten sich zu Schlappohren, der lange Schwanz zum Ringelschwanz. Die Beine das Hausschweins sind kürzer und es bildet eine dicke Fettschicht aus. Zweimal im Jahr kann eine Sau Ferkel werfen, bis zu 20 Tiere pro Wurf.

Sauen sind etwa drei Monate, drei Wochen und drei Tage trächtig. Bei neugeborenen Ferkeln ursprünglicher Rassen kann man noch die Zeichnung erkennen, die bei Frischlingen so typisch ist. Sind die Tiere rund sechs Monate alt oder haben ungefähr 100 kg Lebendgewicht, geht es ihnen an den Kragen. Ließe man sie leben, könnten sie etwa zehn Jahre alt werden.

Als dumm und dreckig werden Schweine oft bezeichnet. Doch sie sind weder das eine noch das andere. Im Gegenteil: Haben Schweine in ihren Ställen genug Platz, nutzen sie nur eine Ecke als Kotecke. Ihr Suhlen im Schlamm dient der Haut-Reinigung, es schützt die Haut vor Sonnenbrand und senkt im Sommer ihre Körpertemperatur.

Auch dumm sind Schweine nicht. Manche Forscher halten ihre kognitiven Fähigkeiten mit denen von manchen Primaten vergleichbar.

„Dicke schwitzen wie die Schweine“ grölte einst Marius Müller-Westernhagen in seinem Lied „Dicke“ ins Mikrofon und er irrte: Schweine können nicht schwitzen. Außer an der Rüsselscheibe haben sie keine Schweißdrüsen. Doch heiß wird ihnen trotzdem. Im Freien suchen sie sich ein schattiges Plätzchen oder nehmen ein Bad im Schlamm.

Viele Schweinerassen sind stressanfällig und können ähnliche Herz- und Kreislaufkrankheiten entwickeln wie der Mensch. Physiologisch sind sich Schwein und Mensch sehr ähnlich. Das betrifft nicht nur die ähnlichen Krankheitsausprägungen, sondern z. B. auch die Struktur und Beschaffenheit von Fleisch und Fettgewebe. Auch die inneren Organe haben eine ähnliche Größe.

Erst Anfang diesen Jahres setzte ein Transplantationsteam in den USA einem Menschen ein genetisch modifiziertes Schweineherz ein. Der Mensch überlebte die OP um zwei Monate. Medien berichteten, dass das Herz wohl mit einem Virus belastet war. Es wird weitere Experimente in diese Richtung geben. Also wundert es auch nicht, dass so manches Borstenvieh sein Leben als Labor- und Versuchstier fristet.

Woher kommt denn nun das bei uns so beliebte Glücksschwein? Das Schwein ist deshalb ein Zeichen für Wohlstand und Reichtum, da es als Symbol der Fruchtbarkeit und Stärke gilt. Außerdem waren diejenigen privilegiert, die viele Schweine hatten und damit auch über Nahrung verfügten. Und das schon seit alters her. flora

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