Vor 100 Jahren: Essener Allgemeine erinnert an Berges Ritterzeit

0 15.08.2024

Einen Ausflug in die Vergangenheit unternimmt die Essener Allgemeine Zeitung im August vor 100 Jahren. Wer kennt heute noch die Geschichte von den Rittern zu Berge?

Ein Ritter von echtem Korn auf Haus Berge

Essener Allgemeine Zeitung, Sonntag, 10. August 1924. Wer von uns, der die lange Haus-Berge-Straße hinter der Kruppschen Fabrik nach Borbeck hinabging, hat nicht Umschau gehalten nach dem Schlosse, an welches die Straße erinnert und wonach Bergeborbeck benannt ist, und wenn er es getan hat, so hat er jedenfalls das alte Schlossgebäude nicht gefunden, denn wer würde in dem katholischen Waisenhause neben der Kirche den Rest jenes alten Rittersitzes vermuten, der einst in der Geschichte des Hochstifts Essen eine Rolle spielte.

Das Haus oppen Berge - es muss unterschieden werden vom Gute Schellenberg, das bis zum 16. Jahrhundert auf`m Berge hieß - führt seinen Namen nicht wegen seiner Lage, denn ein hügeliges Gelände ist an seiner Stelle nicht gewesen. Vielmehr tritt hier der seltene Fall ein, dass ein Schloss nach seinem Besitzer genannt wurde.

Woher die Herren oppen Berge kamen, steht nicht fest. Sie treten erstmalig in der Essener Geschichte 1291 als Henrich oppen Berge auf. Dass der Rittersitz ein besonderer und auch bedeutender war, geht daraus hervor, dass er landtagsfähig war. Zu ihm gehörten 2 Mühlen, davon die eine eine Walkmühle war, also zur Behandlung von Tuch diente. Er besaß die Fischerei in der Berne und Emscher und hatte am Hause 2 große Fischteiche. Er hatte Anteil und Viehauftrifft in der Viehofer und Borbecker Mark und nannte im Emscherbruch eine Herde wilder Pferde sein Eigen. Mit andern führten die Herren oppen Berge die Pferdeprahme im Wappen. Am Essener Hofe waren sie oft gesehene Leute, sie kommen oft in Urkunden vor, errichteten auch gelegentlich fromme Stiftungen.

1470 sitzt dort Balthasar oppen Berge. In einer Fehde ward ihm 1471 die Waldmühle verbrannt. Ein Ritter von echtem Korn, suchte er seinen Widersacher auf und im Kampfe erschlug er ihn. Von der Äbtissin darob des Landes verwiesen, durfte er nach neun Jahren 1482 zurückkehren und erhielt dann wieder sein Stammhaus.

Sein Sohn Rutger war 1495/98 Schulte des Oberhofs Viehhof und damit Vorsitzender der essendischen Hofgerichte und auch Ritter beziehungsweise Amtmann der Stadt Essen. Er starb 1528 und hinterließ ein stark verschuldetes Gut und 2 unmündige Töchter, Margarete und Anna. Für die erste, die Erbtochter, übernahm ein guter Freund, Johann von der Recke-Steinfort, den Besitz und wurde auch von der Äbtissin mit sämtlichen bergischen Lehnsgütern für sein Mündel belehnt. Es gelang ihm durch gutes Wirtschaften, das Gut wieder in Ordnung zu bringen und die Schulden abzustoßen. Dann vermählte er 1536 seinen zweiten Sohn Franz mit Margarete, die ihm Haus Berge zubrachte. Die jüngere Schwester aber heiratete Georg von Asbeck auf Haus Achtermberge (...)

Nach der Säkularisation der geistlichen Güter kam Haus Berge an den Staat Preußen, der verschiedentlich die Güter zum Verkauf ausbot. Endlich kaufte 1834 der Graf Ottomar von der Recke-Volmarstein den Rittersitz, auf dem einst seine Ahnen saßen. 1858 brannte aber das Gutshaus ab und auch das reiche Volmarsteinsche Archiv wurde ein Raub der Flammen. Zwar wurde das Schloss bald wieder neu errichtet, aber als 1859 in der Nähe die Zinkhütte angelegt wurde, verkaufte es Friedrich Wilhelm von der Recke-Volmarstein 1863 an den Landrat Leopold Devens in Essen, der vier Jahre später den Rest des alten Rittersitzes an das Kloster der barmherzigen Schwestern zu Essen veräußerte. Diese errichteten in dem schönen Gutshause, das einen prächtigen Garten hat, ein Waisenhaus. An die letzten adligen Besitzer aus ruhmvollen Zeiten erinnert das Asbecksche Wappen über der Toreinfahrt.

Und wieder Schüsse auf einen Polizeibeamten

Essener Allgemeine Zeitung, Dienstag, 12. August 1924. Die bewaffneten Überfälle auf Polizeibeamten oder Polizeipatrouillen sind bislang noch stets unaufgeklärt geblieben. Die Täter entkamen regelmäßig im Dunkeln der Nacht. Da die Anschläge sich auch jetzt noch ständig wiederholen, ist man dazu übergegangen, Belohnungen auf die Ermittlung der feige im Hinterhalt arbeiteten Täter auszusetzen.

In einer der letzten Nächte ist neuerdings ein derartiger folgenschwerer Anschlag verübt worden, über den der Polizeibericht folgende Darstellung gibt: In der Nacht zum 10. August gegen 1 Uhr ist der Hilfspolizeibeamte Rüter auf der Hammerstraße in der Nähe des Friedhofs von etwa 5 Personen überfallen und durch einen Pistolenschuss schwer verletzt worden. Der Täter, der den Schuss abgegeben hat, war etwa 1,80 Meter groß und trug einen Schlapphut (...) Der an und für sich schwere nächtliche Patrouillendienst der Polizeibeamten wird zu einer ständigen Lebensgefahr, wenn die Polizeibeamten zum Freiwild feiger Mordbuben werden.

Messerstecherei in Altenessen

EAZ, 14. August 1924. Die Überfälle rauflustiger, mit Messer und Dolch bewaffneter Burschen nehmen in der letzten Zeit in bedenklichem Umfange zu. Nachdem erst vor wenigen Tagen im Segerothviertel ein Mann erstochen worden ist, wird jetzt aus Altenessen wiederum ein blutiger Überfall gemeldet. Der ruhig seines Weges gehende Bahnarbeiter Karl Stumm wurde von mehreren gewalttätigen Burschen am Bahnhof Altenessen überfallen und durch 3 Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Der bedauernswerte Mann musste zum Krankenhaus geschafft werden.

Es gelang, die rohen Täter zu ermitteln und festzunehmen. Es sind die beiden Arbeiter Anton Koslowski und Josef Limbach. Wie die Feststellungen ergaben, haben sie den schwer verletzten Stumm aus reiner Rauflust auf der Straße angerempelt, um mit ihm in Streit geraten zu können. Die Täter wurden dem Amtsgericht zugeführt. Man muss erwarten, dass die Übeltäter eine exemplarische und abschreckende Strafe erhalten.

Quelle: Haus der Essener Geschichte / www.zeitpunkt.nrw - zusammengestellt und bearbeitet von Andreas Eickholt

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