Viel mehr als ein lästiges Unkraut

Für Raupen der Schmetterlinge ist die Brennnessel ein Leckerbissen

0 15.07.2022

Autsch! Jedes Kind kennt Brennnesseln. Kommt man mit ihnen in Berührung tut‘s weh. Es bilden sich schmerzhaften Quaddeln auf der Haut. Schuld sind die Brennhaare von Urtica dioica, so der wissenschaftliche Name.

Unterm Mikroskop erkennt man, dass die Haare hohl sind und oben ein kleines Köpfchen tragen. Dicht unter diesem ist die feine Haarröhre - durch Einlagerung von Kieselsäure - spröde und besonders dünn. Daher bricht das Köpfchen bei Berührung ab. Die nadelspitze Röhre dringt in die Haut ein, und ein scharfer, giftiger Drüsensaft (u.a. aus Ameisensäure und dem Eiweißstoff Histamin) ergießt sich in die Wunde.

Zur Zeit steht die Brennnessel in voller Blüte. Bei der Großen Brennnessel gibt es männliche und weibliche Pflanzen. Man sagt: Die Große Brennnessel ist zweihäusig (im Gegensatz zur Kleinen, bei der männliche und weibliche Blüten an einer Pflanze sind). Die Blüten sitzen in lockeren grünen Rispen, die weiblichen hängen deutlich herab. Der Wind hat leichtes Spiel mit den Pollen der männlichen Blüten und pustet sie zu den Pflanzen mit den weiblichen Blüten.

Der Stängel der Großen Brennnessel ist vierkantig, je zwei Blätter sitzen sich am Stängel gegenüber, das nächste Blätterpaar um 90 Grad versetzt. Das ist praktisch: So ist die Lichtausbeute für die Blätter besser.

Brennnesseln wachsen überall. Da der im Boden stark verzweigte Wurzelstock der ausdauernden Großen Brennnessel viele, meist hohe Sprossen treibt, bildet sie oft große Bestände.

Das dem ambitionierten Gärtner lästige Wildkraut (versuchen Sie mal einen verwilderten Garten von Brennnesseln zu befreien!) war früher eine wichtige Nutzpflanze.

Aus den festen Bastfasern des bis 1,5 m hohen Stängels wurde ein leinwandartiger Stoff hergestellt, das Nesseltuch. Das unter dem gleichen Namen heute im Handel erhältliche Gewebe besteht aber meist aus Baumwolle.

Für den Menschen hat die Brennnessel als Gemüse- und Heilpflanze eine gewisse Bedeutung. Zum Beispiel „Brennnesselspinat“ aus jungen, wenig nesselnden Trieben hergestellt, sei wohlschmeckend und wegen seines hohen Gehaltes an Eisen und Vitamin C gesund, hört man immer wieder.

In der Naturheilkunde wird die Brennnessel zur Belebung des Kreislaufs und zur Linderung von Arthritis eingesetzt.

Auch bei Problemen mit der Haut soll Brennnessel hilfreich sein. Als Tee soll er aufkommenden Blasenentzündungen entgegen wirken können.

Mit Brennnesselsud versucht man zudem über Blattläuse an Zierpflanzen Herr zu werden (leider mitunter vergeblich). Auch Jauche aus Brennesseln soll wirken. Vermutlich verstreichen sich die Blattläuse schon wegen des unangenehmen Geruchs.

Auch wenn man die Brennnessel für ein lästiges Unkraut hält, für die Raupe des kleinen Fuchses, des Tagpfauenauges und anderer Schmetterlinge ist sie ein sehr wichtiger Nahrungslieferant. Naturliebhaber mit großem Garten lassen deshalb hier und da ein paar von diesen Pflanzen wachsen.

Zum Bild: In lockeren Rispen hängen die Blüten der Großen Brennnessel herab. Aber die Vermehrung erfolgt vorwiegend vegetativ über Wurzelausläufer. Mit geputzter Brille kann man auf dem Bild sogar die Brennhaare erkennen. Foto: flora

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