Unglaublich riesige Blätter und zahllose Samen

Botanischer Verein wählte den Blauglockenbaum zur Stadtpflanze des Jahres

1 18.02.2022

Den Chinesischen Blauglockenbaum wählten die Mitglieder des Bochumer Botanischen Vereins als Stadtpflanze des Jahres 2022. Wer in Essen den Stadtbaum aus der Nähe betrachten will, besucht zum Beispiel die Gruga oder den Gehölzgarten am Haus Ripshorst. Das Foto entstand an einem Sommertag am Leimgardtsfeld. Viele Passanten staunten über die sehr großen Blätter.

Der Bochumer Verein schreibt: „Wegen der massenhaft hervorgebrachten blauvioletten Blüten des Blauglockenbaums, des weit wahrnehmbaren Duftes, der großen Blätter und der lang am Baum bleibenden Früchte ist er ein spektakuläres, exotisch anmutendes Solitärgehölz, das bei uns schon seit Langem in Park- und Gartenanlagen gepflanzt wird.

Besonders in Städten mit ihrem wärmebegünstigten Lokalklima samt der Blauglockenbaum stark aus. Hier keimen Samen auf offenen Ruderalflächen. Die jungen Sämlinge zwängen sich aus Mauerritzen, Pflasterfugen und selbst aus kleinsten Rissen in Asphaltdecken dem Licht entgegen. Die jungen Pflanzen sind derart starkwüchsig, dass sie Straßenbeläge förmlich sprengen können. Verwilderungen des Blauglockenbaums wurden in den letzten Jahrzehnten immer stärker beobachtet und so wurde die ursprünglich chinesische Art bei uns zur Stadtpflanze, mancherorts wird sie bereits als aggressiver Neophyt bezeichnet. Ob sich der Blauglockenbaum unter dem Einfluss des sich ändernden Klimas darüber hinaus auch stärker außerhalb der Städte ausbreiten wird, wie das regional bereits der Fall ist, bleibt abzuwarten.

Bei der Auswahl seiner Wuchsorte kann der Blauglockenbaum sehr große Temperaturunterschiede und Niederschlagsmengen ertragen, er ist ausgesprochen lichtliebend und kommt im natürlichen Verbreitungsgebiet meist in offenen Laub- und Mischwäldern vor. Er ist ein Pionier und kann auch Böden ohne Humusschicht (so genannte Rohböden) Fuß fassen, was für die Verwilderung im Siedlungsbereich von Vorteil ist.

Der Blauglockenbaum ist kurzlebig und wird selten mehr als 60–70 Jahre alt. Er wird 12 (–15) m hoch, ist wenig und sparrig verzweigt und hat eine breite Krone. Seine Triebe sind steif, dicktriebig und in der Jugend stark behaart. Schößlinge und Wurzelbrut erreichen dabei einen erstaunlichen Jahreszuwachs von 2 m und mehr.

Die rasch wüchsigen Sämlinge können allerdings bei zu früh einsetzenden Herbstfrösten stark geschädigt werden.

Die langgestielten Blätter sind mit etwa 35 cm auffällig groß und können an kräftigen Schößlingen noch viel größer sein. Der bis 20 cm lange Blattstiel ist dicht-drüsig behaart. Die Blätter sind ganzrandig oder gezähnt, eiförmig oder schwach drei- bis fünflappig, der Blattgrund ist herzförmig. Die Blätter sind auf der Ober- und Unterseite deutlich behaart. Die großen Blätter erlauben eine effektive Photosynthese, wodurch die großen Jahreszuwächse möglich werden. Der Abwurf der Blätter erfolgt im November meist innerhalb weniger kühler Nächte. Dem Abwurf geht keine Herbstfärbung voraus, die Blätter werden in einem graugrünen Zustand abgeworfen.

Blauglockenbäume erfreuen je nach Wuchsort und Witterung von April bis Mai unmittelbar vor dem Laubaustrieb mit ihrem üppigen Blütenflor. Die auffälligen, erbsengroßen Blütenknospen werden bereits im Spätsommer am Triebende in lockeren Rispen angelegt. Die Blüten sind in der Knospe und während des Aufblühens dunkelblauviolett, aufgeblüht lavendelblau und verblassen mit zunehmendem Alter in ein fahles Hellblauviolett. Jedoch kann sogar an einem Baum in verschiedenen Jahren eine gewisse Variabilität in der Intensität der Blütenfarbe beobachtet werden. So können die Blüten in einem Jahr intensiv dunkelblau gefärbt sein, im darauffolgenden Jahr nur schwach hellblau. Die Blüten duften und sind glockenförmig und werden in ihrer Form als Rachenblumen bezeichnet. Sie ähneln in ihrer Form den Blüten des Fingerhuts werden 4–5 cm lang und stehen in aufrechten 30(–40) cm langen Rispen.

Manchmal können außerhalb der Hauptblütezeit einzelne Blüten auch in einem milden Herbst erscheinen. Die zwittrigen Blüten werden durch verschiedene pollen- und nektarfressende Insekten bestäubt. Erste Blüten sind schon in sehr jungen Alter zu erwarten, die Angaben schwanken dabei von 3–8 Jahren.Dementsprechend früh können die Pflanzen also auch Früchte bilden und sich ausbreiten. Sie enthalten z.T. über 2000 kleine, dicht gepackte Samen, die wegen des geringen Eigengewichtes durch Wind über eine weite Distanz ausgebreitet werden können. Dabei entspricht 1 g etwa 5000 Samen. Pro ausgewachsenen Baum und Jahr können 20 Millionen Samen gebildet werden.“

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Kommentare

Kommentar von Andreas Koerner |

Vielen Dank für den Hinweis: Also Gehölzgarten Ripshorst, aber erst wenn die Blätter dran sind. Die Blüten sind besonders sehenswert. - Bei Bochumer Botanischer Verein fällt mir sofort der Botanische Garten der Bochumer Universität ein mit dem schönen chinesischen Garten.

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