Taugt für die Bowle und als Rattengift

Waldmeister liebt ein schattiges Plätzchen im Garten - bei der Aussaat ist er ein echter Spätzünder

0 14.05.2021

Selbst talentierte Bowlen-Trinker können nach dem Genuss von Waldmeisterbowle in Schwierigkeiten geraten. Galium odoratum – so der wissenschaftliche Name für das nun blühende Kraut – enthält Cumarin und dieser Stoff verursacht Kopfschmerzen, wird er im Übermaß genossen. Jetzt bloß nicht bange werden: Bevor man durch Genuss des Waldmeisters in der Maibowle in Kalamitäten gerät, hat man bereits durch den Alkohol derartig einen „sitzen“, das es ebenfalls für veritable Kopfschmerzen reicht.

Für den typischen Waldmeisterduft ist ebenfalls Cumarin ursächlich. Es wird freigesetzt, wenn Waldmeister welkt oder trocknet. Aua: Je älter das Pflänzchen ist, desto mehr Cumarin enthält es. Die Kopfschmerzgefahr steigt also bei verspäteter Maibowle. Hinzu können Schwindel kommen und Benommenheit. Deshalb raten Fachleute, auf einen Liter Bowle nicht mehr als drei Gramm frisches Kraut zu nehmen.

Cumarin wirkt blutverdünnend. Diese Eigenschaft nutzt die Medizin. Als Marcumar ist der Blutverdünner vor allem Schlaganfall- und Herzpatienten bekannt.

Zu viel ist wie immer ungesund: Cumarin kann nicht nur Kopfschmerzen verursachen, sondern auch innere Blutungen. Weil offenbar auch Ratten dieser Stoff schmeckt, hält die Industrie Rattengift mit Cumarin parat.

Übrigens: Für Wackelpuddingfreunde gibt’s Entwarnung: Der Waldmeistergeschmack ist synthetisch, Wackelpudding ist frei von Cumarin.

In der freien Natur wird man nur noch selten fündig, sucht man diese hübsche Pflanze. Also: Augen auf! Waldmeister wird 15 bis 30 Zentimeter hoch. Seine Stängel sind vierkantig, aber glatt. Die Blätter stehen in Quirlen, sechs bis acht Blätter an einer Stelle. Das Blatt läuft spitz zu. Wer durch eine Lupe die Blätter besieht, wird feststellen, dass der Blattrand rau ist.

Von April bis Mai blüht Waldmeister. Vier weiße Kronenblätter zählt die Blüte, ein wenig erinnern sie an ein weißes Sternchen oder an ein Kreuz.

Bienen fühlen sich vom Waldmeister angezogen und sorgen für die Befruchtung der Blüten. Aus jeder befruchteten Blüte entsteht eine Frucht mit zwei Samen. Sie sind eiförmig und zwei bis drei Millimeter lang.

In der Natur wächst Waldmeister in schattigen Buchenwäldern Mitteleuropas, daher der Name. Gut gedeiht er auf nährstoffreichen Lehmböden. Wer also in seinem Garten ein schattiges Plätzchen im Lehm anzubieten hat, der kann Waldmeister im Garten ziehen.

Hat er einmal ein Plätzchen im Garten akzeptiert, bildet er nach wenigen Jahren kleine Waldmeisterteppiche aus, er vermehrt sich nämlich auch durch unterirdische Sprosse.

Die Vermehrung durch Aussaat ist nicht ganz einfach. Als Kaltkeimer ist Waldmeister ein echter Spätzünder. Das Kraut stammt aus kälteren Gebieten der Erde. Würden seine Samen., die erst spät im Jahr reifen, noch im Herbst keimen, hätten die kleinen Pflänzchen einen harten Winter zu überstehen. Kaltkeimer keimen erst, wenn es längere Zeit kalt war und dann wieder warm wird. Also: Gesät wird Mitte September bis Ende Oktober. Die Keimzeit kann bis zu 200 Tage betragen. flora

Zum Bild: Wenn der Waldmeister ein Plätzchen im Garten gefunden und akzeptiert hat, neigt er dazu sich auszubreiten. Foto: flora

 

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