Schön und wild

Die Karde ist ein stacheliges Gewächs

0 21.07.2019

Am Dellwiger Kanalufer findet man die Wilde Karde oder auf der großen Wiese am Pausmühlenbach, wo Andreas Koerner das schöne Foto machte.

Wie eine Distel sieht die schöne Wilde aus. Doch mit der Familie der Disteln ist sie gar nicht verwandt. Karden kommen in 15 zwei- oder mehrjährigen, frostharten Arten in Europa, Nordafrika und den gemäßigten Zonen Asiens vor. Sie haben als typische Vertreter der ganzen Familie den Namen gegeben (Kardengewächse - Dipsacaceae). Sie wachsen auf durchlässigen, mäßig fruchtbaren Böden in der prallen Sonne oder im leichten Schatten, an Wegen, auf Schuttplätzen, Dämmen etc. Sie sind echte Überlebenskünstler und auch geeignet, um zum Beispiel Verkehrsinseln zu schmücken.

Bis zu 1,50 m hoch wird die stachelige Schönheit. Sie bildet im ersten Jahr eine Rosette von bis zu 30 cm langen und spitzen Grundblättern aus. Im zweiten Jahr wächst dann der Stängel in die Höhe. Er ist kantig, stachelig und in seinem oberen Teil gabelig verzweigt. Die Stängelblätter sind kürzer, ungeteilt, am Rand kahl aber ebenfalls stachelig.

Die Blätter stehen sich gegenüber und sind am Grunde paarweise miteinander verwachsen. Dort sammelt sich bei Regen Wasser, ein gutes Reservoir für trockenere Zeiten, das auch von Vögeln gerne genutzt wird. Übrigens: Der wissenschaftliche Name „Dipsacus“ kommt vom Griechischen „Dipsa“ und bedeutet „Durst“.

Der deutsche Name „Karde“ ist ein Lehnwort, das aus dem lateinischen Carduus (Distel). Er entstand, obwohl die Wilde Karde – wie schon bemerkt – mit der Gattung Carduus (Kratzdisteln) verwandtschaftlich nichts zu tun hat.

Im Sommer wachsen aus den oberen Blattachseln an langen stacheligen Stielen drei bis zehn Zentimeter lange und bis zu fünf Zentimeter breite walzenförmige Blütenähren. Die einzelnen Blütenköpfchen sitzen auf schmalen, ungleich großen Hüllblättern, von denen die längeren die Ähren überragen. Die kleinen lilafarbigen Blütchen haben vier etwa gleich lange Blütenblätter. Ihr Kelch ist röhrig, vierkantig und mit den benachbarten Kelchen verwachsen.

Die Blüten in der Mitte öffnen sich als erste und bilden so einen Kranz um die Ähre. Danach verschiebt sich die Zone der geöffneten Blüten gleichmäßig nach oben und nach unten, woraus dann zwei Ringe offener Blüten entstehen. Die Bestäubung erfolgt durch Hummeln, Bienen und Fliegen.

Die Früchte der Wilden Karde sind kleine Nüsschen, die zwischen Mai und September gebildet werden. Sie haften den Tieren im Fell an, die so für die Verbreitung sorgen. Schön nach 30 bis 50 Tagen keimt die Karde.

Sie wächst oft in naturnahen Gärten wo sie als Futterpflanze für Schmetterlinge, Hummeln und Fliegen willkommen ist. Im Herbst und Winter freuen sich die Distelfinken über das Nahrungsangebot der Karde.

Mit den trockenen Fruchtständen der Weberkarde (Dipsacus sativus) hat man früher in der Textilindustrie Wollgewebe „gekrempelt“, d.h. den Wollstoff gekämmt und dabei die Haare aufgekratzt. Da bei der Wilden Karde die spitzen Hochblättchen im Blütenköpfchen biegsam sind, konnte sie nicht wie die Weberkarde zum Aufrauhen von Stoffen verwendet werden.

Manch‘ einer hegt Hoffnungen, dass die Wurzeln der Wilden Karde gegen die durch Borreliose hervorgerufenen gesundheitlichen Beschwerden hilft. Mag sein. Aber wissenschaftlich nachweisen konnte man das bis heute nicht.

Zum Foto: Die Wilde Karde ist eine stachelige Schönheit.

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