Roh kaum genießbar

Die Mispel ist ein selten gewordener Obstbaum

0 25.10.2019

Im türkischen Obst- und Gemüseladen um die Ecke findet man sie immer wieder und man sollte sich trauen, eine Tüte dieser dieser Früchte zu kaufen und zu probieren. Es sind die wohlschmeckenden Verwandten eines in unseren Breiten immer seltener werden Obstes. Das Fruchtfleisch der asiatischen Wollmispel schmeckt köstlich süß, mit einer angenehmen Säure und einem frischen Aroma. Sie schmeckt komplett anders als die Deutsche Mispel (Mespilus germanica), Die ist roh kaum genießbar.

Hand aufs Herz: Wer hat noch Mispeln im Garten? Wer weiß noch, wie dieses selten gewordene Obst aussieht? Im Mittelalter war die Deutsche Mispel in jedem Klostergarten zu Hause. Sie ist ein so genannter Kulturfolger. Man nimmt an, dass das Wildobst bereits vor 2000 Jahren durch die Römer nach Deutschland kam. Im Mittelalter wurde sie besonders in Mittel- und Süddeutschland kultiviert. Ursprünglich kommt sie aus Südwestasien und Südosteuropa.

Schwerpunkte der heutigen Verbreitung in Westfalen sind besonders die westlichen Landesteile. Wegen ihrer Seltenheit in Borbeck muss der interessierte Naturbeobachter schon bis zum Haus Ripshorst fahren. Im dortigen Bauerngarten findet man das alte Obst aus der Familie der Rosengewächse im Schutz einer Hecke wachsen. Die Mispel bevorzugt Plätze, die windgeschützt und sonnig sind. Solche Standortbedingungen findet sie entlang von Gebüschen und Heckensäumen. Der Standort kann ruhig trocken sein und steinig, Hauptsache nicht zu kalt im Winter.

Optimal für den naturnahen Garten

Im Mai, Juni ist der ganze Strauch über und über mit leuchtend weißen Blüten geschmückt. Sie haben einen Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern. Die Blüten sitzen einzeln (manchmal auch zu zweit) an der Spitze der Kurztriebe. Die fünf Blütenblätter werden von den meist fünf blassgrünen schmalen Kelchblättern überragt. Die zahlreichen Staubbeutel leuchten rot.

Die Früchte der "unserer" Mispel sind zunächst grün, werden dann bräunlich. Über den Sommer werden sie zwei bis drei Zentimeter lang. Sie haben 2 bis 5 Steinkerne. Im September ist die Frucht ausgereift, aber steinhart. Nach den ersten Frösten wird die Frucht teigig, mehlig. Sie schmeckt dann säuerlich-aromatisch. Wer die Frucht lagern will, sollte sie nach einem Frost pflücken und mit dem „Auge“ nach unten einschichtig lagern. Nach zwei bis drei Wochen kann man sie essen.

Die Früchte wurden früher zum Kochen von Marmelade und zum Saften verwendet. Ähnlich wie Äpfel enthalten sie viel Pektin; daher eignen sie sich gut für Gelees. Ihr Gerbsäureanteil ist hoch, deshalb wird sie auch heute noch zur Verbesserung der Haltbarkeit dem Wein oder Most beigefügt.

Mit etwa 30-50 Jahren haben Mispelsträucher eine relativ kurze Lebenserwartung, sie schlagen vom Stock aber leicht aus und bilden Wurzelschösslinge. Mispeläste und -stämme neigen zu krummen Wuchs. Die Rinde ist braunrot und löst sich am alten Holz schuppig ab. Zweige und Knospen sind ebenfalls braunrot gefärbt und filzig behaart.

Mispeln tragen auffallend große Blätter, die bis zu 15 cm lang und bis zu 3 cm breit werden. Sie sind nur sehr kurz gestielt, auf der unteren Seite leicht behaart und heller gefärbt als auf der Oberseite.

Für den Naturgarten ist die Mispel optimal. Der dichte Strauch ist ein sicheres Brutgehölz und Versteck für Vögel. Die pollenreichen Blüten sind wertvoll für Pillenwespen, Pelzbiene, Honigbiene und andere Insektenarten. Was der Mensch heute nicht mehr zu schätzen weiß, schätzen um so mehr die heimischen Vögel: Amsel, Kernbeißer, Ringeltaube und andere verspeisen die Früchte gerne.

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