Ran an die Mistel

Der schöne Schmarotzer ist ein grüner Schmuck zum Jahresende

0 31.12.2021

In diesem kleinen gallischen Dorf, in dem Asterix, Obelix und all die unbeugsamen Gallier zu Hause waren, da durfte nur der Druide zum Mistelschneiden in den Baum klettern. Das war in der Römerzeit.

Heute erfreuen sich die Misteln gerade zur Weihnachtszeit als grüner Schmuck für Wohnungen und Haustüren besonderer Beliebtheit. In England ist der Brauch zum Jahresende Mistelzweige aufzuhängen weit verbreitet, darf man doch ein Mädchen, das unter einem Mistelzweig steht, küssen. Die Mistel gilt also auch als Glücksbringer und Symbol für Fruchtbarkeit.

Die Mistel (Viscum album) spielt in Sage und Brauchtum vieler Völker eine große Rolle. So wurde sie zum Beispiel von den keltischen Völkern als dämonenabwehrende Pflanze verehrt. Auf diese Gebräuche geht auch der weihnachtliche Mistelzweig in England zurück.

Besonders im Winter fallen die auf entlaubten Bäumen wachsenden kugelförmigen Büsche auf. Die Mistel schmarotzt auf Pappeln, Apfel-, Birnbäumen, aber auch auf Tannen und Kiefern. In diesen Breiten tritt sie in drei Arten auf, die streng an bestimmte Holzarten gebunden sind.

Der zweihäusige (das heißt es gibt männliche und weibliche Pflanzen), gelbgrüne Strauch wurzelt niemals im Boden. Seine lederartigen, gegenständigen Blätter verdunsten wenig Wasser, so dass sie den Winter in belaubtem Zustand überdauern können.

Zwischen den gabelig verzweigten Ästen - jede Gabelung entspricht einem Jahrestrieb - entwickeln sich im März auf verschiedenen Sträuchern drei unscheinbare grüne männliche oder weibliche Blüten. Sie werden durch Fliegen oder andere Insekten bestäubt. Der Fruchtknoten reift im Herbst zu einer weißen Beere mit stark klebendem Fruchtfleisch heran, die von Amseln und Drosseln gerne verzehrt wird. Dabei bleibt der einzige Same oft am Schnabel kleben, wird vom Vogel an der Baumrinde abgewetzt und so verbreitet. Auch mit dem Kot werden die unverdaulichen Samen oft auf andere Bäume übertragen.

Vom Stamm der Mistel gehen nach allen Seiten flache, wurzelähnliche, grüne Stränge aus, die die Rinde der Wirtspflanze durchwuchern. Man nennt sie „Rindenwurzeln“. Zapfenartige „Senker“ des Hauptstammes und auch der Rindenwurzeln werden später vom Jungholz der Wirtspflanze umwachsen und mit Wasser und Nährsalzen versorgt.

Das Alter einer Mistel kann man bestimmen, wenn man die Jahresringe zählt, die die Wirtspflanze um den Hauptsenker gelegt hat. Die Pflanze kann 40 bis 70 Jahre alt werden.

Die Mistel ist also ein Schmarotzer - aber nur zur Hälfte. Der Busch entzieht seiner Wirtspflanze Wasser und Nährsalze. Die Mistelblätter aber enthalten Chlorophyll. Der Busch kann selbst assimilieren, also Kohlendioxid aufnehmen und Stärke produzieren.

Will man eine Streuobstwiese erhalten, sollten Misteln regelmäßig entfernt werden“, sagt der NABU (Naturschutzbund) Deutschland

Unternimmt man nichts, breiten sich die Pflanzen rasant aus und schädigen Obstbäume.

Der NABU empfiehlt: „Hat die Mistel bereits einen Baum angezapft, sollte diese und alle später nachwachsenden Pflanzen systematisch, alle zwei bis drei Jahre, entfernt werden. Da sie erst nach vier Jahren Beeren und damit Samen tragen, wird so die Vermehrung gestoppt. Soll ein Baum saniert werden, müssen stark befallene Äste komplett entfernt oder mindestens 30 bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz zurück abgesägt werden. Bei geringem Befall können Pflanzen samt Wurzeln mit einer Kerbe tief ins Holz ausgeschnitten werden. Die Wurzeln der Misteln sind als grüne Stellen im Holz erkennbar.“ Also: Ran an die Mistel! flora

Zum Foto: Mistelzweige sind ein Symbol der Fruchtbarkeit. Wer zum Jahresende ein Mädchen küsst, das unter einem Mistelzweig steht, sollte sich also vorsehen…. Foto: flora

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