Pfiffige Bienenfresser

Auch das gibt es: Der hübsche Vogel profitiert vom Klimawandel und breitet sich in Deutschland aus

0 04.06.2022

In alten Biologie-Büchern aus der Schule kann man einiges zum Beispiel über inzwischen sehr selten gewordene Bekassine lesen, aber einen Eintrag über Bienenfresser sucht man vergebens. Kein Wunder: Der Bienenfresser (Merops apiaster) war lange nur in Südeuropa zu Hause. Er profitiert vom Klimawandel. Die ersten in unseren Breiten brütenden Paare werden ab 1964 in Deutschland beobachtet, aber der Vogel wechselte oft seine Brutplätze, Kolonien konnten sich nicht etablieren.

Der LBV (Landesbund für Vogelschutz) berichtet auf seiner Homepage: „In den 1980er Jahren fanden unregelmäßig Bruten in mehreren Bundesländern statt (bspw. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Schleswig-Holstein), welche teilweise den Beginn der Phase dauerhafter Ansiedlungen markieren, so in Baden-Württemberg und Bayern.“

In Nordrhein-Westfalen tritt der Bienenfresser seit den 1990er-Jahren jährlich als extrem seltener Brutvogel auf. In Nordrhein-Westfalen können die Tiere nur an wenigen geeigneten Standorten (z.B. wärmebegünstigte Abgrabungsgebiete) erfolgreich brüten. Die wenigen Brutvorkommen befinden sich vor allem in der Kölner Bucht. Der Gesamtbestand wird auf unter 10 Brutpaare geschätzt (2015).

Mittlerweile gibt es aber über zweitausend Paare in Deutschland, die nördlichsten Kolonien findet man inzwischen sogar in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Aus Sachsen-Anhalt stammt auch das Foto des Gerscheders Uwe van Hoorn. Aufgenommen hat er es dieser Tage am Geiseltalsee in einem ehemaligen, nun rekultivierten, Braunkohleabbaugebiet.

Ja, der Bienenfresser mag es warm: Zum Überwintern zieht er deshalb in den Süden Afrikas.

Der Vogel ist unverwechselbar, da seine Farbenpracht sehr exotisch wirkt. Kaum ein Brutvogel bei uns ist so bunt. Kastanienbraun sind Scheitel, Mantel und die Oberseiten der Flügel gefärbt. Die Schultern sind gelblich. Leuchtend blau ist seine Unterseite und der Schwanz. Gelb ist die Kehle und über die Augen zieht sich ein schwarzer Streifen.

Auf dem Speisezettel des bunten Vogels stehen aber nicht nur Bienen. Er jagt auch andere fliegende Insekten. Dafür hockt er erhöht auf einem Ansitz und späht nach Beute. Er fliegt rasch und fängt Biene, Heuschrecke, Käfer, Libelle oder Wespe im Flug und bringt die Mahlzeit zu seinem Ansitz.

Der Bienenfresser hat gute Augen: Bereits eine in 60 Metern vorbeifliegende Wespe kann er erkennen.

Der Bienenfresser ist pfiffig: Hat er eine Biene oder Wespe gefangen, entfernt er den Stachel, indem er ihren Hinterleib mehrmals über einen Ast oder eine andere Unterlage wetzt. Geht das Bienenfresser-Männchen auf Freiersfüßen bietet er dem Weibchen eine derart zubereitete Wespe oder Bienen als Geschenk an.

Zum Brüten gräbt der amselgroße Vogel bis zu zwei Meter lange horizontale Röhren in steile Löss- oder Lehmwände, an deren Ende er die Nesthöhle baut. In Südeuropa brütet er in großen Kolonien, in unseren Breiten können diese aber auch aus nur zwei bis drei Paaren bestehen.

Zu den Bildern:

Bei uns ist der Bienenfresser (Bild oben) ein Sommervogel: Von Mai bis August lässt er sich beobachten. Foto: Uwe van Hoorn

Mehrfamilienhaus: Das Foto rechts ist in Kroatien gemacht und zeigt eine Bienenfresser-Kolonie in einem Hohlweg. Foto: flora

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