Nutrias fühlen sich wohl – auch bei uns

Milde Winter helfen den eingewanderten Nagern beim Überleben

0 17.01.2020

„Kaninchen? Igel? Was mag das sein‘?“ fragte sich Uwe Klein jüngst bei einem Spaziergang am Haus Scheppen. Der ambitionierte Fotograf (und frühere Pressesprecher der Polizei Essen/   ausserdienst.blogspot.com ) bedauerte, nicht das entsprechende Objektiv auf der Kamera gehabt zu haben und so musste er (und müssen die lieben Leserinnen und Leser) mit der Ausschnittsvergrößerung eines mit einem 35-mm-Objektiv geschossenen Foto von einer Nutria-Familie auskommen. Das Fotografieren konnte das Trio nicht aus der Ruhe bringen. Sie mummelten ruhig weiter.

Dabei ist der Anblick von Nutrias nicht sehr ungewöhnlich. Sie gelten in unseren Breiten als „etabliert“. Die Tiere wurden wegen ihres Felles in Pelztierfarmen gezüchtet, seit den Zwanzigerjahren auch in Deutschland. Aus den Farmen büxten die Nager aus oder wurden einfach freigelassen. In Gebieten mit milden Wintern wurden die Nutrias heimisch und vermehrten sich gut.

Auf den ersten Blick ähnelt die Nutria dem Biber, sie hat jedoch keinen platten, breiten - sondern einen runden Schwanz und ist deutlich kleiner. Wie Biber leben Nutrias immer in Wassernähe, hier jedoch in selbst gegrabenen Erdhöhlen in Uferböschungen oder sie bauen sich Nester im Schilf. Nutrias können ganz schöne Brocken werden: etwa neun Kilo schwer und bis zu 70 Zentimeter lang. Der Schwanz wird etwa 40 Zentimeter lang. Ihr Fell ist rotbraun, am Bauch gräulich. Es ist fabelhafte Schimmer, die an den Hinterpfoten Schwimmhäute besitzen. Die Pflanzenfresser haben große orangefarbene Nagezähne und weiße Schnurrhaare. Nur selten ernähren sich sich auch von Schnecken, Würmern, Teichmuscheln. Sie sind gesellig und leben gerne in Familienverbänden zusammen. Das trächtige Weibchen bringt sechs bis acht Junge zur Welt, die bereits behaart sind und sehen können. Die Tragezeit dauert 19 Wochen. Schon nach fünf Monaten sind die Jungtiere geschlechtsreif. Zwei bis drei Würfe jährlich sind möglich. Nutrias können zehn Jahre alt werden. - Häufig werden Nutrias auch mit der Bisamratte verwechselt. Die sind aber wesentlich kleiner als Nutrias und haben einen seitlich abgeplatteten Schwanz.

Nutrias werden zu den invasiven Neozoen gerechnet. Darunter versteht man eingewanderte Tierarten, die Schaden an der ursprünglichen Flora und Fauna anrichten können. Die Nagetiere können darüber hinaus erhebliche Schäden an Deichen und an Ufern hervorrufen. Die von den Tieren geschaffenen Hohlräume sind sehr groß und können, wenn sie einstürzen, zur Gefahr werden, auch für den Straßenverkehr.

Eine Metzgerei in Essen-Schönebeck bietet Nutria-Ragout in Dosen an. Man könnte also das Problem einfach „aufessen“. Ein Fachbuch für Pelztierzüchter der DDR aus dem Jahr 1953 beschreibt die Verarbeitung des Fleischs zu Rouladen, Mettwurst und Kochsalami (Quelle: Wikipedia). Doch Obacht: Vor dem Verzehr ist in Deutschland eine Trichinenschau wegen möglicher Trichinen-Infektionen Pflicht.

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