Man sieht ihn nicht an jeder Ecke

Seidelbast ist selten, aber als Gartenpflanze recht beliebt

0 17.02.2023

Gut, dass Nachbars Kinder schon erwachsen sind, und die Katzen ausschließlich in der Wohnung bleiben. Sonst hätte ich mir die Anschaffung von „Daphne“ noch einmal überlegt. So aber wanderte der Seidelbast von der Resterampe eines niederländischen Pflanzenmarktes erst ins Auto, dann in einen Pflanzkübel, dann in den Garten. Wegen der attraktiven, schon im Vorfrühling erscheinenden, Blüten wird Seidelbast auch als Zierpflanze genutzt, im Handel gibt es meist gezüchtete Kreuzungen zu kaufen.

Fies giftig

Während der Pflanzenproduzent lediglich darauf verweist, dass man die Pflanze nicht essen soll, raten hiesige Gartenfachleute dazu, beim Pflanzen oder Beschneiden Handschuhe zu tragen. Seidelbast ist nämlich fies giftig. Das gilt für die ganze Pflanze, besonders aber für Rinde und Samen.
„Wilden“ Seidelbast sieht man nicht an jeder Ecke. Daphne mezereum, so der wissenschaftliche Name des „Echten“, steht nämlich auf der Roten Liste. Er ist geschützt. In NRW gibt es vor allem im Osten und Süden noch einige Standorte des Echten Seidelbasts (auch Gewöhnlicher Seidelbast oder Kellerhals) in den Buchenwäldern der Mittelgebirge (Siebengebirge, Eifel) auf kalkigem, humusreichen Untergrund.

Der Seidelbast ist ein Strauch, der ein bis anderthalb Meter hoch wächst. Er ist sommergrün, d.h. er verliert im Herbst seine Blätter. Die Äste sind rutenförmig, zäh. Die Rinde junger Zweige ist gelblich braun gefärbt, später reißt sie auf und nimmt eine braungraue Farbe an.

Dufte Blüten

Seine rosafarbenen, sieben bis neun Millimeter langen, Blüten erscheinen vor den Blättern im frühen Frühjahr. Eine Besonderheit macht ihn unverwechselbar: Die Blüten sitzen meist in Dreiergruppen direkt an den holzigen Stängeln. Er ist die einzige so genannte stammblütige Art Mitteleuropas (gewöhnlich ist direkte Stammblütigkeit nur bei Tropenpflanzen verbreitet).  Der Echte Seidelbast gilt hier als bekanntester und am weitesten verbreiteter Vertreter der Gattung. Die rosafarbenen Blüten haben vier Blütenblätter und verströmen einen starken Duft.

Die Bestäubung erfolgt durch langrüsselige Insekten. Insbesondere für im Falterstadium überwinternde und zeitig im Frühjahr fliegende Schmetterlinge, wie beispielsweise Zitronenfalter, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge oder C-Falter, stellt der Echte Seidelbast eine wertvolle Nektarquelle dar. Auch Bienen und Hummeln profitieren von dem frühen Nektarangebot. Die Bestäubung erfolgt über den Insektenrüssel. Über den durch Nektar klebrigen Rüssel bleibt der Pollen beim „Rückziehen“ aus dem röhrenförmigen Blütenbecher haften. Bleiben die Insekten aus, kann sich Daphne auch selbst behelfen.

Zwischen Juli und August reifen die eiförmigen, roten, erbsengroßen Beeren. Sie sind für Menschen und andere Säuger äußerst giftig. Vögeln scheint das Gift nicht zu schaden. Bachstelze, Rotkehlchen und Drosseln haben Appetit auf die roten Früchte. Die Samen passieren deren Verdauungstrakt unbeschadet und werden so weiter ausgebreitet

Bild oben: Die Laubblätter des Strauches haben eine lanzettliche Form, ähnlich wie die des Lorbeerblattes. Sie sind kurz gestielt. Die Blätter sitzen wie eine Spirale an den Zweigspitzen. Die Blüten sitzen ohne Stiel direkt am Stängel. Foto: flora

Bild im Text Ein durchgestrichener Teller auf dem Etikett symbolisiert, dass man Daphne nicht essen soll. Daran sollte man sich halten. Foto: flora

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