Mädesüß und süße Mädchen?

Die duftende Staude mag nasse Füße

0 10.07.2020

Nasse Füße machen dem Echten Mädesüß nichts aus. Die Staude aus der Familie der Rosengewächse liebt nährstoffreiche feuchte oder nasse Wiesen. Sie gedeiht an Gräben und Bachufern. Die Pflanze kann bis zu zwei Meter hoch werden. Doch auffällig ist sie durch Blütenstand und Blüte. In unseren Breiten blüht Mädesüß von Juni bis Juli. Dann entwickelt sie zahllose Blütchen, die in trichterförmigen Rispen nach und nach aufblühen. Besonders am Abend verströmen die Blüten einen intensiven, honig- bis mandelartigen Geruch.

Pro befruchteter Blüte entwickeln sechs bis acht „Nüsschen“, die wiederum winzige Samen enthalten. Diese Nüsschen werden nach und nach durch den Wind verbreitet. Steht die Staude nahe am Bach, können die Samen auch bis zum nächsten schönen Plätzchen schwimmen und dort keimen. Auch herumstrolchende Tiere nutzt Mädesüß in ihrem Sinne. Die Nüsschen bleiben im Tierfell haften und werden so ebenfalls verbreitet. Auch unterirdisch kann sich Mädesüß fortpflanzen. Es bildet Ableger aus den Wurzeln.

Die Stängel der Staude sind rötlich überlaufen. Sie verzweigen sich erst im oberen Teil. Ihre Laubblätter sind dunkelgrün gefiedert und stark geädert, an der Unterseite weiß beflaumt. Zerreibt man die Blättchen oder die Blüten riecht es leicht einer Rheumasalbe, die Salicylaldehyd enthält. Dieser schmerzstillende Wirkstoff enthält auch das Echte Mädesüß.

Hinzu kommen Flavonoide, Gerbsäuren, ätherisches Öl und Zitronensäure, außerdem ein schwach giftiges Glykosid.

Kein Wunder also, dass Mädesüß eine alte Heilpflanze ist. Aus ihren Blütenknospen gewann man lange Zeit Salicylaldehyd, das entzündungshemmend und schmerzlindernd wirkt. Das Echte Mädesüß, das man früher botanisch noch den Spiersträuchern (Spiraea) zuordnete, hat zur Entwicklung des Markennamens Aspirin beigetragen.

Die Blüten und die jungen Blätter des Mädesüß werden zu Tee verarbeitet. Sie sollen harntreibend wirken und es wird ihnen eine entzündungshemmende sowie antirheumatische Wirkung nachgesagt. Außerdem soll einer übermäßigen Produktion von Magensäure und Sodbrennen entgegen gewirkt werden. Ob eine Pflanze allerdings genügend Wirkstoff enthält und tatsächlich nutzt, hängt stark von den Wachstumsbedingungen am Standort der Pflanze ab.

Mit einem süßen Mädchen hat der Name nichts zu tun. Das steht fest. Allerdings gibt es verschiedene Ansätze, die den Namen erklären könnten. Die häufigste ist, dass Mädesüß früher zum Süßen und Aromatisieren von Wein oder Met verwendet wurde: Aus „Metsüße“ wurde womöglich Mädesüß. Andere Erklärungen beziehen sich auf den süßen Duft des Krauts, der nach einer Wiesenmahd besonders intensiv ist. „Mede“ ist zugleich ein alter Begriff für Grasland, auf dem Mädesüß tatsächlich wächst, wenn der Boden ausreichend feucht ist. Für diese Namensherkunft spricht der englische Name meadow sweet.

Zum Bild:  In vielen Bachtälern blüht zurzeit „Mädesüß“. Die Aufnahme stammt allerdings aus Winkhausen auf Mülheimer Seite, denn viele Borbecker Bachtäler sind derzeit wegen Kanalarbeiten schlecht zugänglich. Foto: Andreas Koerner

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