Keine Angst vor großen Libellen – sie stechen nicht

Filigrane Akrobaten fliegen zickzack übers Wasser und haben sogar einen Rückwärtsgang

0 17.07.2020

Wie frisch aus dem Ei gepellt schaut diese wunderschöne Blaue Mosaikjungfer aus. Uwe van Hoorn hatte seinen Fotoapparat parat, als dieses Exemplar an seinem Gartenteich in Gerschede aus der Larve schlüpfte.

Libellen sind Akrobaten der Luft. Wie ein Fotodrohne können sie in der Luft stehen – und sogar rückwärts fliegen können einige Libellen-Arten. Beim Zickzack-Kurs durch die Luft sind die Libellen den technischen Geräten deutlich überlegen. Nicht ohne Grund: Es muss ja auch rasch gehen, will die Jungfer eine Mücke vernaschen, einen Rivalen vertreiben oder einem Weibchen imponieren.

Beim Flug werden Maximalgeschwindigkeiten von 50 km/h erreicht. Etwa 30 mal in der Sekunde schlagen die filigranen Tierchen mit den Flügeln.

Auch die Partner finden sich sozusagen im Flug. Dies ist an einem sonnigen Tag an vielen Teichen gut zu beobachten. In ihrer Entwicklung sind Libellen auf das Wasser angewiesen. Die Eier werden in oder nahe an ein Gewässer gelegt, manche Arten lassen sie auch einfach im Flug über dem Wasser fallen. Die Larvalentwicklung findet im Wasser statt; dabei ist es von Art zu Art sehr unterschiedlich, wie lange diese dauert (zwischen 40 Tagen und fünf Jahren).

Die Larve lebt genau wie die Libelle räuberisch. Und dann eines Tages klettert sie aus dem Wasser und häutet sich zu einer wunderschönen Libelle. Ihre Hülle verbleibt am Schlupfort, meist ein Halm einer größeren Pflanze.

Haben sich Herr und Frau Mosaikjungfer gefunden, bilden sie am Wasser oder im Gebüsch das Paarungsrad. Bald danach legt das Weibchen die Eier auf Wasserpflanzen ab. Das Männchen verkrümelt sich nach der Paarung.

Von den 66 in Nordrhein-Westfalen bodenständigen Libellenarten sind nur 23 nicht gefährdet. Hierzu gehört die Blaugrüne Mosaikjungfer. Damit das so bleibt, sollten die Wasserqualität der Stillgewässer weiter verbessert, Grundwasserabsenkungen vermieden und ein natürlicher Uferbewuchs erhalten werden. Das gilt auch für den eigenen Teich. Fische sollte man dort nicht einsetzen, denn sie fressen gerne die auf dem Teichgrund lebenden Libellenlarven. Doch wenn Dünger und Pestizide im Garten tabu sind, steht dem Besuch oder der Paarung der Blaugrünen Mosaikjungfer nichts im Wege.

Übrigens: Die ersten Libellen segelten schon vor circa 320 Millionen Jahren durch die Sumpfwälder des Oberkarbons. Seitdem jagen sie nahezu unverändert entlang der Gewässerufer nach anderen Fluginsekten. Sie sind damit eine der am längsten existierenden Tiergruppen der Erde und haben viele Episoden der terrestrischen Evolutionsgeschichte überlebt.

Zum Bild: Wenn eine Libelle dicht am Kopf des Menschen vorbeifliegt hört man das tiefe Surren der Flügel. Überlieferte Namen wie „Teufelsnadeln“ oder „Augenstecher“ lassen viele respektvoll Abstand halten. Doch Angst ist unangebracht, denn stechen kann sie nicht. Foto: Uwe van Hoorn

 

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