Im Winter lässt man sich die Kastanien aus dem Feuer holen

Und die kann man sich schmecken lassen

0 17.11.2023

Im Winter häufen sich die Gelegenheiten, für andere „die Kastanien aus dem Feuer zu holen“. In der französischen Fabel "Der Affe und die Katze" ist es für das Kätzchen eine brandheiße und damit unangenehme Angelegenheit, die es für den manipulativen Affen zu erledigen hat. Der lässt sich die gegarten Maronen schmecken.

Für die Maronenverkäufer auf den Weihnachtsmärkten ist die Aufgabe ungefährlich. Sie benutzen Zangen, damit sie sich nicht verbrennen.

Früher nannte man Esskastanien auch das Brot der Armen. Die Maronen sind stärkereiche, aber fettarme Nussfrüchte und konnten in Hungerszeiten das Überleben sichern. Heute gönnt man sich eine Portion auf dem Weihnachtsmarkt oder füllt Ente oder Gans fürs Festessen mit den Maronen.

Castanea sativa, so der wissenschaftliche Name, ist ein sommergrüner Baum. Er gilt als sehr anpassungsfähig, da er gut mit Wärme und trockenen Böden zurechtkommt. Mit Blick auf den Klimawandel gilt er seit einiger Zeit als Baum der Zukunft für unsere Breiten.

Seine dunkelgrünen Blätter erscheinen Ende April bis Anfang Mai. Sie werden bis zu 20 Zentimeter lang und bis zu sechs Zentimeter breit. Der Blattrand ist gezähnt.

Die Edelkastanie blüht relativ spät, im Juni nach der Laubbildung. Nicht jeder mag den Geruch blühender Edelkastanien. Es ist eine Substanz im reichlich vorhandenen Pollen, deren Geruch ein wenig an toten Fisch oder Ammoniak erinnert. Doch bis zur ersten Blüte lassen sich die Bäume bis zu 30 Jahre Zeit. Es gibt weibliche und männliche Blüten auf einem Baum. Botaniker nennen das „einhäusig getrenntgeschlechtig“ oder „monözisch“. Die Blüten sind klein. Sie stehen aber zu bis zu 20 Zentimeter langen, kätzchenähnlichen Blütenständen zusammen.

Jetzt wird‘s kompliziert. Es gibt rein männliche Blütenstände und zweigeschlechtige Blütenstände. Letztere tragen an ihrer Basis die weibliche Blüten, aus denen sich jeweils nur ein Samen entwickelt.

Der Vollständigkeit halber: Die männlichen Blüten öffnen sich bis sieben oder zehn Tage vor den weiblichen, abhängig von der Sorte und die eingeschlechtlichen Kätzchen blühen vor den zwittrigen. Warum? Keine Ahnung. Nur so viel: Ein Baum produziert rund einen Monat lang Pollen.

Die Früchte sind glänzende, dunkelbraune Nüsse. Sie sind zu ihrem Schutz mit einem sehr stacheligen so genannten Fruchtbecher umgeben. Ist die Frucht reif, platzt der Fruchtbecher und die Samen fallen zu Boden.

Pult man eine reife Esskastanie auf, sieht man unter der braunen Schale die beiden großen Keimblätter.

Die Nüsse enthalten viel Kohlenhydrate, Stärke und Saccharose. Das unterscheidet sie von anderen Nüssen, die vorwiegend Fette enthalten.

Wer nun auf den Gedanken kommt, eine Esskastanie in seinen Garten zu setzen, sollte bedenken, dass sie meist 20 bis 25 Meter hoch werden kann – bei guten Bedingungen auch ein paar Meter höher. Der Stamm wird zwei Meter dick – bei sehr alten Exemplaren auch deutlich dicker. In Mitteleuropa werden sie bis zu 200 Jahre alt – wenn man sie so alt werden lässt. Ab einem Alter von etwa 100 Jahren wird der Stamm oft hohl. Noch etwas, was Gartenfreunde wissen sollten: Die Edelkastanie kann sich nicht selbst bestäuben, es ist ein zweiter Baum im Umkreis erforderlich.

Übrigens: Die bei uns weit verbreitet gepflanzte Rosskastanie ist trotz vieler Ähnlichkeiten nicht mit der Esskastanie verwandt. Die Früchte der Rosskastanie sind außerdem nicht essbar.

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