Im Schneckentempo: Ausgewachsen nach drei Jahren

Weinbergschnecke setzt auf Kalk als Baustoff

0 24.09.2021

Zugegeben: Borbeck ist ein Stück entfernt vom nächsten Weinberg und trotzdem saß sie da am Kanal: Ein großes Exemplar aus der Familie Weinbergschnecke (Helix pomatia) und es streckte geradewegs seine vier Fühler aus, Dellwig zu erkunden.

Im Ruhrgebiet trifft man sie eher selten, die Weinbergschnecken. Nicht etwa weil sie -- wie der Name einreden will – nur da gedeihen, wo Reben wachsen, sondern weil sie viel Kalk braucht zum Aufbau ihres Gehäuses. Und Kalk enthalten zum Beispiel die fruchtbaren Lößböden in den Weinbaugebieten am Kaiserstuhl. Auch in der Schwäbischen Alb mit ihren prägenden Kalkfelsen findet man die großen Schnecken häufig.

Unter den einheimischen auf dem Land lebenden Gehäuseschnecken ist die Weinbergschnecke die größte Art. Ihr Haus kann 5 bis 7 Zentimeter breit sein. Es ist unterschiedlich hellbraun gefärbt. Die Schnecke selber ist beige manchmal auch grau. Sie kann bis zu 10 cm lang werden. Vier Fühler hat die Weinbergschnecke. Stoßen sie auf ein Hindernis, werden sie schnell zurückgezogen. Die beiden größeren Fühler tragen an ihrem Ende je ein Auge.

Weinbergschnecken lieben schattige und feuchte Orte. Direkte Sonne vertragen sie nicht und sind vor allem nachts zum Fressen unterwegs. Bei warmen Regenwetter kann man Weinbergschnecken jedoch auch tagsüber gut finden.

Auch der Igel hat Weinbergschnecken auf dem Speisezettel

Im Frühsommer beginnt die Paarungszeit der Weinbergschnecken. Alle Schnecken sind Zwitter haben Samen und Eier in ihren Geschlechtsorganen. Doch sie können sich nicht selber befruchten. Drei Jahre müssen sie alt werden, bevor sie sich paaren und Eier legen können. Sechs bis acht Wochen nach der Paarung werden die reifen Eier abgelegt. Mit dem Fuß gräbt die Weinbergschnecke dann ein Loch, in das sie die 30 bis 60 Eier ablegt. Dafür braucht die Schnecke mitunter einen ganzen Tag. Die Eier sind recht groß und weiß oder beige. Zwei Wochen bleiben die Eier in der gegrabenen Höhle, dann schlüpfen die Jungschnecken mit dem fertigen Häuschen aus dem Ei. Den Winter verbringen die Weinbergschnecken in einer Kältestarre. Nachdem sie sich fett gefressen haben, verkriechen sie sich in der Erde und ziehen sich in ihre Schale zurück. Die Schalenöffnung verschließt die Schnecke mit einem Kalkdeckel, der im Frühjahr beim Ausschlüpfen wieder abgestoßen wird.

Acht Jahre können Weinbergschnecken alt werden - in Gefangenschaft deutlich älter. Doch meist stößt ihnen vorher etwas zu. Weinbergschnecken stehen nämlich nicht nur auf dem menschlichen Speisezettel. Außer Homo sapiens zählen Igel, Spitzmäuse, Drosseln zu ihren Fraßfeinden.

Aber aufgepasst: Weinbergschnecken stehen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sowie auch in vielen anderen Ländern, unter Naturschutz. Im Gegensatz zum Igel müssen Menschen auf Weinbergschnecken aus Zuchtbetrieben zurückgreifen.

Zum Bild: Zum Aufbau ihres Gehäuses benötigen Weinbergschnecken große Mengen Kalk. Erst im Alter von drei Jahren sind Weinbergschnecken ausgewachsen und solange bauen sie an ihrem Haus. Es hat fast immer die Form einer rechtsgängigen Spirale. Foto: flora

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