Gnade für den Tigerschnegel

Er frisst abgestorbene Pflanzen, Aas und andere Nackschnecken

0 23.05.2021

Was für ein Brocken! Riesenlang. Um ein Haar wäre sie den Weg aller Nacktschnecken gegangen, die sich all zu unvorsichtig dem Blumenbeet und damit der Bierfalle nähern. Doch Halt! Diese hier ist anders. Ihr Hinterleib ist gestreift und der Rumpf eigentümlich gepunktet, fast wie bei einem Tiger. Die Körperfarbe variiert recht stark zwischen hellbrauner bis hellgrauer Grundfarbe, manchmal ist der Grund cremeweiß. Der Anblick dieser auffälligen Körperzeichnung gehört zum Schönsten, was unsere Schneckenfauna zu bieten hat. Die Körpersohle, der „Bauchfuß“ des Tieres, ist einfarbig weißlich.

Der Tigerschnegel (Limax maximus) wird auch Große Egelschnecke genannt. Die Nacktschnecke ist in Deutschland zwar weit verbreitet aber dennoch recht unbekannt. Das Tier war ursprünglich in Süd- und Westeuropa beheimat,hat sich inzwischen in ganz Mitteleuropa verbreitet. In unseren Breiten lebt das Tier in Auen, Gärten und Parks, ist aber auch in feuchten Kellern zu finden.

Die Schnecke wird ausgewachsen 10-20 cm lang. Der Körperbau ist lang gestreckt und schlank. Die großen Kopffühler sind kräftig und von braunroter Farbe. Im vorderen Drittel des Körpers befindet sich das fein konzentrisch gerunzelte Mantelschild, das ist ein festes Kalkschälchen als rudimentäres Gehäuse von etwa drei bis fünf Millimeter Länge.

Auf der rechten Seite hinter der Mitte des Mantels ist die Atemöffnung deutlich sichtbar. Der Körperrücken läuft am Schwanzende spitz aus.

Der Tigerschnegel ist eine der größten europäischen Landschnecken und wird nur noch übertroffen von seinem Verwandten, dem Schwarzen Schnegel, der über 20 cm lang werden kann.

Tigerschnegel sind Zwitter. Wenn sich zwei paarungsbereite Schnegel begegnen, kriechen sie gemeinsam auf eine Kante zu, beispielsweise einen Mauervorsprung. Von dort lassen sich die beiden Schnegel eng umschlungen an einem selbst produzierten Seil aus Schleim herab. Das geht im Schneckentempo vonstatten und kann schon ein paar Stündchen dauern. Frei schwebend findet dann in etwa 40 cm Tiefe die Paarung statt.

Anschließend lösen sich die Tiere voneinander. Das aufgenommene Sperma im Körper kann monatelang befruchtungsfähig bleiben. Im August-September sowie im Juni-Juli des Folgejahres erfolgt die Eiablage. Die etwa 100 bis 200 Eier eines Geleges sind mit fast vier Millimetern Durchmesser sehr groß und von fast glasklarer Farblosigkeit. Drei bis sechs Wochen später schlüpfen die Jungtiere. Geschlechtsreife tritt etwa ein bis anderthalb Jahre später ein.

Bis zu drei Jahre schnegelt die Schnecke durch den Garten und zwar vorwiegend nachts. Gelegentlich bei feuchtwarmer, bedeckter Wetterlage sind die Schnegel auch tagsüber unterwegs. Dabei bewegen sie sich auf recht breiten, stark glänzenden Schleimspuren aus ihren Ruheplätzen unter hohl liegenden Steinen, Schutt, Totholz oder Brettern hervor.

Limax maximus ernährt sich von Pilzen, welken und abgestorbenen Pflanzenteilen und Aas. Er ist also das genaue Gegenteil eines Gartenschädlings und fällt sogar über andere Wirbellose her. Lassen Sie also Gnaden walten, wenn Sie einen Tigerschnegel treffen.

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