Fünf Millionen Pollenkörner in einem Kätzchen

Die Moorbirke ist der Baum des Jahres 2023

0 13.01.2023

In diesem Jahr wird die Moorbirke als Baum des Jahres im Mittelpunkt vieler Aktionen stehen, wie das Kuratorium „Baum des Jahres“ jüngst bekannt gab. Ihr Erhalt steht exemplarisch für das Ziel, mithilfe von intakten Ökosystemen, wie beispielsweise Mooren, das Klima zu schützen und dem Artensterben entgegenzuwirken.

Sie ist der einzige Baum in den wertvollen Moorlandschaften und ist das Symbol für ein stark bedrohtes Ökosystem in Deutschland. Nur noch fünf Prozent der Moore gelten als intakt. 95 Prozent wurden für Torfabbau und landwirtschaftliche Nutzflächen entwässert. Wichtigster CO2-Speicher Moore sind für den Klimaschutz enorm wichtig und bieten einen Lebensraum für seltene Arten.

So enthält eine 15 Zentimeter dicke Torfschicht auf gleicher Fläche etwa so viel Kohlenstoff wie ein 100-jähriger Wald. 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs werden von Mooren gespeichert, obwohl diese nur drei Prozent der globalen Landfläche bedecken. Moore sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume.

Mit der Wahl der Moorbirke hofft man, die Maßnahmen zum Moorschutz bundesweit zu intensivieren, die bereits im Programm „Natürlicher Klimaschutz“ des Bundesumweltministeriums angesprochen wurden.

Die Moorbirke ist ein Pionier in der Waldentwicklung. Sie benötigt sonnige Standorte und verträgt nur wenig Schatten. Mit ihrer hohen Samenproduktion gelingt ihr auch die rasche Besiedelung von Kahlflächen. Eine freistehende, alte Moorbirke produziert bis zu vier Kilogramm Samen. In einem männlichen Kätzchen befinden sich zirka fünf Millionen Pollenkörner, die bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen können. Sie ist die nördlichste Baumart Europas und bildet die Waldgrenze nördlich der Borealen Nadelwälder, die sich aufgrund der Erderwärmung weiter nach Norden verschiebt. Sie erträgt Wintertemperaturen von durchschnittlich −33 Grad Celsius. Bei Temperaturen unter −40 Grad Celsius wandelt sie in den Zweigen Stärke in Öl um, wobei Wärme freigesetzt wird.

Auch in den Bergen fühlt sie sich wohl. In den Allgäuer Alpen wächst die auf bis zu 1.700 Metern über dem Meeresspiegel.

Übrigens: Ötzi trug bereits vor über 5000 Jahren sein wichtigstes Gut in Birkenrindegefäßen mit sich. Er transportierte seine Habseligkeiten und auch seine glühenden Holzkohlestücke in Blättern gewickelt in zwei Birkendosen. Sie sind extrem leicht und robust. Tupperdose der Steinzeit In der „Tupperdose der Steinzeit“ wirkten das Betulin und die ätherischen Öle der Rinde antiseptisch und bewahrten die Lebensmittel vor Schimmel. Die Innenseite der Birkenrinde ist so dicht, dass häufig Leim einfach abperlt. So ist sogar eine aromadichte Lagerung von Kaffee und Gewürzen möglich. SdW

Bild rechts: Die weißfärbende Wirkung des Rindeninhaltsstoffs Betulin schützt die dünne Rinde vor Rindenbrand. Aufgrund der im Frühling tief stehenden Sonne und der Reflexion von Schneeflächen würde sich dunkle Rinde überhitzen und das Zellteilungsgewebe geschädigt werden. Die Moorbirke ist allerdings etwas dunkler als die Sandbirke. Foto: Gregor Aas

Bild oben: Die Blätter der Birke enthalten bis zu drei Prozent Flavonoide, aber auch Vitamin C, Saponine und ätherische Öle. Tees und Presssäfte aus Birkenblättern bewirken eine vermehrte Salz- und Wasserausscheidung und werden deshalb bei Harnweg- und Nierenerkrankungen eingesetzt. Auch bei Gicht und rheumatischen Beschwerden unterstützen sie. Haarwässer aus Extrakten der Birkenblätter sollen gegen Haarausfall und Schuppenbildung wirken. Foto: Gregor Aas

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