Früher war mehr Marmelade im Berliner Ballen

0 21.02.2020

Früher war nicht nur mehr Lametta. Früher war auch mehr Marmelade in den Berliner Ballen. Wenn man beherzt in einen Ballen biss, quatschte am anderen Ende mit Sicherheit so viel von der roten Matsche heraus, dass Mantel oder Pulli versaut waren. Schnaubte man dann außerdem noch – ein wenig angesäuert – auf den Ballen, hatte man die Soße zusätzlich mit feinem Zucker gepudert.

Dass das nicht so weiter gehen konnte, hat die Bäckerinnung schließlich auch eingesehen und einfach an Marmelade gespart. Das geht natürlich zu Lasten der Reinigungen, deren Zahl ja auch – das kann man am Borbecker Stadtbild schön sehen – immer kleiner geworden ist. Außerdem schienen die Berliner Ballen früher leichter und fluffiger zu sein. Die Hefe hatte sie so weit aufgehen lassen, dass man – wenn man es gewollt hätte – das Fettgebäck auf Murmelgröße hätte zusammendrücken können (das Problem mit der Marmelade dabei allerdings außer Acht lassend.)

Muttern wusste das. Deshalb gab es Karneval keine Berliner Ballen, sondern Püfferkes. Die wurden auch aus Mehl und Hefe gebacken, aber in der Pfanne. Muttern gab ein paar Rosinen hinein – oder wenn von der Weihnachtsbäckerei etwas übrig geblieben war auch Korinthen (pfui). Die Püfferkes wurden mit Zucker bestreut. Dazu gab es Apfelkompott.

Ein anderes traditionelles Karnevalsgericht waren Mettwurstpfannekuchen. Die waren allerdings abgezählt. Für jeden gab es einen und für Vattern wurde einer reserviert „für wenner vonne Arbeit nach Hause kommt“. Vatterns Pfannekuchen litt an Schwindsucht. Abends waren immer deutlich weniger Mettwurstscheibchen auf dem Pfannkuchen als noch am Mittag. Egal. Der Gute war mit eine Leberwurststulle genau so glücklich.

Rosenmontag musste das Essen schnell zubereitet und einfach zu essen sein. Denn Rosenmontag lief schon tagsüber der Fernseher. Muttern wollte die Übertragung der Rosenmontagszüge auf keinen Fall verpassen und so versammelte sich die Familie (ohne Vattern) vorm Apparat und freute sich auf die Motivwagen. Auch die Tanzgarden fand Muttern klasse. „Wenn ich mich doch noch so bewegen könnte“, sagte sie immer beim Anblick der tanzenden Mädels. Damals war Muttern gerade – Moment, ich rechne das mal aus – in etwa so alt wie…stopp, das stimmt nicht, das ist ja auch schon wieder fast zwanzig Jahre... Auch ist ja auch egal.

Also: Wenn es Ihre Stimmung zulässt, dann wünsche ich Ihnen und Euch schöne Karnevalstage.

Bleiben Sie fröhlich, friedlich, freundlich! Ihre und Eure Monica

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