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0 23.07.2021
Sommer
Ick kenn en Liedken,
Ich kenne ein Liedchen,
So lisam on lend,
So sanft und so zart,
On wenn mi dät enföllt,
Und wenn mir das einfällt,
Dann se’k wi en Kend.
Dann bin ich wieder Kind.
Ick kenn en Gedichsken,
Ich kenne ein kleines Gedicht,
So kloe on so hell,
So klar und so hell,
As spröng ut de Aere
Als spränge aus der Erde
En lauteren Quell.
Ein lauterer Quell.
Ick kenn en Bläumken
Ich kenne ein Blümchen
Met Öögsken so bloo,
Mit Äuglein so blau
Wi sommers dän Hemmel,
Wie der Sommerhimmel,
Dät meck mi so froh.
Das macht mich so froh.
Ick kenn en Gebättken,
Ich kenne ein Gebet,
So ennig on schlich,
So innig und schlicht,
Dät stellt mi allowends
Das stellt mich jeden Abend
Vö Goddes Gesich.
vor Gottes Gesicht.
Ick kenn ok en Mensche,
Ich kenne auch einen Menschen,
Do kann kän Gebätt,
Da kommt kein Gebet,
Kän Bläumken, kän Gedichsken,
Kein Blümchen, kein Gedicht,
Kän Liedken kann met.
Kein Liedchen mit.
BN Nr. 37 / 08.09.1950 /BN Nr. 23 / 01.06.1951 (Titelseite) - Hatte on Heeme. Botterblaumen 1984: S. 31
"Sommer" hat Hermann Hagedorn das Gedicht ganz schlicht übeschrieben. Er hätte es auch "Glück" nennen können, denn das größte Glück ist wohl jenem beschieden, der liebt. Romantisch war der Herr Lehrer Hagedorn, liebevoll aber nicht kitschig. "Sommer" ist eine Ode an die Liebe. Es ist wohl eines der schönsten Gedichte des Dellwiger Heimatdichters, Es wurde ausgewählt und ins Hochdeutsche übertragen von Franz Josef Gründges.
Das Bild rechts zeigt den Naturfreund Hermann Hagedorn in Fretter.
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