Es singt nur einen Sommer

Das Grüne Heupferd „bezirpst“ seine Künftige mit lautem Klang am Abend

0 04.07.2025

Mit einem Satz landete das Tettigonia-viridissima-Männchen im bunten Blumen-Vorhang in der Küche. Was mag das Heupferd dazu veranlasst haben, sich dort niederzulassen? Fest steht: Das Heupferd heißt zwar Heupferd, aber auf Heu steht der Grüne Grashüpfer nicht. Es suchte also kein Futter an den Blumen aus Stoff.

Zum Einsatz kam ein großer Kaffeebecher und ein Stück Pappe, um das Heupferd-Männchen wieder an die Luft zu setzen. Allein durch seine Größe ist es ein faszinierendes Insekt. Der Leib wird bis zu vier Zentimeter lang, die filigranen großen Flügel und gelenkigen Beine verstärken den imposanten Gesamteindruck. Das Weibchen hat zudem an seinem hinteren Ende eine ebenfalls bis zu drei Zentimeter lange Legeröhre (Ovipositor), mit deren Hilfe es bis zu 600 Eier im Erdboden versenkt.

Mit einer Mischung aus Neugierde und und Besorgnis betrachtet man das filigrane Vieh. Was ist, wenn das Heupferd zum Sprung ansetzt und auf der eigenen Nase landet? Oder in den Haaren? Keine Bange, obwohl das Heupferd so lange Beine hat, schreitet es meist gemächlich voran und springt nur, wenn es Nahrung sucht.

Die geschlechtsreifen Männchen machen hingegen häufig Musik. Zum Serenadenkonzert begeben sie sich auf einen Zweig und beginnen von dieser Warte aus zu zirpen. Das Konzert gefällt nicht allen Menschen, muss es auch nicht. Aber Heupferdweibchen werden von dem Geräusch regelrecht „bezirpst“. Der „Gesang“ des Heupferdes stammt aber nicht aus voller Kehle. Das Männchen gibt Laut mit Hilfe spezieller Organe, die sich an den Vorderflügeln befinden. Bei der Stridulation (Form der Lauterzeugung durch Reiben zweier Körperteile) werden die beiden Vorderflügel gegeneinander bewegt. Den Weibchen fehlen die so genannten Stridulationsorgane.

Im Sommer paaren sich die Heupferde. Anschließend legen die Weibchen mit Hilfe ihrer Legeröhre recht großen (5 mal 1,5 Millimeter) dunkelbraunen Eier tief ins Erdreich. Aus den Eiern schlüpfen Heuschreckenlarven, die sich dann Häutung für Häutung - der Chitinpanzer wächst ja nicht mit und muss immer wieder abgestreift werden - zur fertigen Schrecke entwickeln. Die Larven sehen den erwachsenen Heuschrecken schon recht ähnlich. Lediglich die Flügel fehlen noch. Bei optimalen Bedingungen braucht es vom Ei bis zur Schrecke ein Jahr.

Das Große Grüne Heupferd gehört wie alle Heuschrecken mit langen Fühlern zu den „Laubheuschrecken“, im Gegensatz dazu sind Feldheuschrecken mit kurzen Fühlern ausgestattet.

Zurück zur Speisenkarte: Das Heupferd lebt nicht vegetarisch. Durch raschen Sprung packt es andere Insekten, wenn sie dem perfekt getarnten Heupferd zu nahe kommen. Mit den Vorderbeinen packt es seine Beute und knackt es mit seinen kräftigen Mundwerkzeugen. Auch Insektenlarven stehen auf dem Speisezettel, garniert mit „Salat“ aus zarten Kräutern.

Das Große Heupferd ist eine der häufigsten Heuschreckenarten in Deutschland. Am wohlsten fühlt es sich auf Trockenrasen, Brachen, auf sonnigen Weg- und Waldrändern. Als Kulturfolger lebt das Grüne Heupferd auch in Dörfern und Städten. Intensiv genutzte Felder und Wiesen werden bestenfalls bei hochwüchsiger Vegetation als Warten verwendet und ansonsten nicht besiedelt. Bevorzugt werden Lebensräume, die warm, trocken und windgeschützt sind und mindestens 30 cm hohe Kräuter, Gräser, Stauden aufweisen. Die Larven halten sich in der Krautschicht auf, ebenso die frisch geschlüpften Tiere, die später im Jahr Sträucher und Bäume bevorzugen. Das Große Grüne Heupferd hat es nicht gerne kalt. Es singt nur einen Sommer und stirbt beim ersten Frost.

Zu den Bildern: Das Große Grüne Heupferd ist kein Vegetarier, doch Menschen brauchen sich nicht zu fürchten. Das Tier liebt vielmehr Blattläuse und andere Insekten. Foto: flora

Eine große Kaffeetasse kam zum Einsatz um der Heupferd wieder an die Luft zu setzen. Foto: flora



 

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