Einziger Fressfeind ist der Gourmet

Der Gefleckten Weinbergschnecke gefällt es in unseren Gärten gut

0 06.09.2024

Im Garten wimmelt es seit wenigen Jahren nur so von diesen recht großen Schnecken mit Häusern. Die Häuser sind nicht so hübsch wie die der Schnirkelschnecken, die zarte Farben und filigrane Linien auf ihrer „Fassade“ haben. Die Häuser der Gefleckten Weinbergschnecken (Cornu aspersum) sind bräunlich, dunkel und rau.

In einer Veröffentlichung des NABU (Naturschutzbundes) heißt es 2020 noch: „Die Gefleckte Weinbergschnecke kommt in Deutschland nur selten vor. Sie ist an ein Leben im Mittelmeerraum angepasst und kann zu kalte Winter meist nicht überstehen. Die Klimaerwärmung aber bringt es mit sich, dass sich diese Schneckenart langsam auch in Deutschland verbreitet.“ Von langsam kann jetzt offenbar keine Rede mehr sein.

Die Gefleckte Weinbergschnecke ist am besten im Vergleich zur Weinbergschnecke (Helix pomatia) zu beschreiben. Die Häuser der Weinbergschnecke, so wie wir sie aus dem Süden Deutschlands, gelegentlich aus unseren Breiten und von den Tellern anderer im Spezialitäten-Restaurant her kennen, sind deutlich größer. Setzt man zwei ausgewachsene Tiere beider Arten nebeneinander, so ist gut zu erkennen, dass die Schale der Gefleckten Weinbergschnecke kleiner ist als die der Helix pomatia. Die Gefleckte Weinbergschnecke erreicht von der Gehäusespitze zur Gehäusemündung gemessen höchstens eine Größe von etwa vier Zentimetern, bei der Helix pomatia sind bis zu sechs möglich.

Der weiche Schneckenkörper der Gefleckten ist meist hellgrau bis schwarz gefärbt. Sie liebt nicht nur das Leben zwischen Dellwig und Werden. Man findet sie in Mittelgebirgen, auf Wiesen in Wäldern, Parks, Dünen auf Felsen. Dabei haben sie es gerne mollig warm und sind daher im Mittelmeerraum häufig anzutreffen.

Den Winter überleben sie in unseren Breiten – wenn die Temperaturen nicht zu arg in den Keller gehen - in einer Kältestarre und bleiben in ihrem Haus. Ihr Stoffwechsel ist dann auf ein Minimum reduziert, und bewegen wollen sie sich dann auch nicht.

Viele Gehäuseschnecken schützen sich im Winter vor niedrigen Temperaturen, indem sie ihren Eingang mit einem Kalkdeckel verschließen, das macht die Gefleckte nicht. Sie schützt sich mit einer dünnen Haut aus eingetrocknetem Schleim vor Kälte und Trockenheit.

Viele Sorgen ums Überleben müssen sich Weinbergschnecken nicht machen. Sie haben nur einen Fressfeind: Den Menschen. Kaum ein anderer Beutegreifer hat Lust auf dieses durch ein großes Haus geschützte Tier und auch der zähe Schleim - besonders schleimig ist Helix pomatia (pomata ital. für Salbe) - ist zum Beispiel für Schnecken fressende Singvögel nicht attraktiv.

Gartenbesitzer: Bloß nicht die Nerven verlieren! Ausgewachsene Weinbergschnecken sind zwar ausschließlich Pflanzenfresser, aber sie bevorzugen welke gegenüber frischen Pflanzen. Ins Salatbeet geht es also nur selten. Da richtet die unbehauste Spanische Wegschnecke größeren Schaden an.

Jetzt wird es ein wenig unschön: Junge Gefleckte Weinbergschnecken können sich auch an ihren Geschwistern vergreifen. Kannibalismus unter Schnecken! Was den Gärtner freut: Manchmal verspeisen Weinbergsschnecken auch Gelege von Nacktschnecken.

Keine Probleme bei der Partnersuche

Keine Probleme haben die Schnecken bei der Partnersuche. Ist die Gefleckte Weinbergschnecke in Stimmung, muss sie nicht lange suchen. Sie ist ein Zwitter, das heißt: Jede Schnecke hat sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane. Und schon kann es losgehen.

Ihre Eier legt die Schnecke in Erdhöhlen ab, die sie selber gegraben hat. Das geschieht im Frühjahr und im Herbst. Nach wenigen Wochen schlüpfen winzige Exemplare, die ihr Eigenheim schon auf dem Rücken tragen. Die Schale ist aber noch nicht fest.

Bis zu 20 Tage bleiben die Jungtiere unter der Erde, dann können sie bis zur Oberfläche durchstoßen und der Reigen beginnt von vorn. Doch wie sind diese Schnecken in unsere Breiten gelangt? "Cornu aspersum gehört zu den Arten, die immer wieder - oft mit Gemüse - verschleppt werden", heißt es auf einer Seite des NABU.

Eine weitere Möglichkeit ist diese: Beide Arten Weinbergschnecken werden von Menschen zu Speisezwecken gezüchtet. Mag sein, dass einige aus den Schneckenfarmen ausgebüxt sind und sich auf den Weg nach Essen gemacht haben.

Übrigens: Rezepte für Weinbergschnecken mit Kräuterbutter gibt es massenhaft im Internet. Allerdings wird Anfängern stets empfohlen, verzehrfertige Schnecken zu verarbeiten. Das Einsammeln, Hungern-lassen, Säubern, Kochen und Aus-dem-Haus-Prockeln etc. könnte selbst eingefleischten Gourmets den Appetit verderben. flora

Zum Bild: Die Mehrgenerationen-Wohngemeinschaft der Gefleckten Weinbergschnecke hat Schutz gesucht unter einem Stück Müll, verlor aber fürs Foto zeitweilig das Dach überm Kopf. Foto flora

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