Eine Marotte kostet ihn das Leben

Fischotter schwimmen nicht unter Brücken hindurch

0 29.01.2021

Er ist Meisterschwimmer, Pelzträger, Fischliebhaber und jetzt auch Tier des Jahres 2021: der Fischotter (Lutra lutra) kann fast alles.

Der Einzelgänger mit Schwimmflossen zwischen den Zehen ist ein vielseitiges Wildtier: Kaum ein anderes Säugetier verbindet die Elemente Land und Wasser so perfekt wie er. Wo Otter sich wohlfühlen, ist die Natur noch intakt. An stehenden und fließenden Gewässern mit natürlich bewachsenen und schilfreichen Uferzonen findet der wendige Wassermarder Unterschlupf und Nahrung. Doch verbaute und kanalisierte Gewässer, trockengelegte Feuchtgebiete und die Vernichtung von Uferrandzonen minimieren die Überlebenschance dieser Art. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat den Fischotter zum Tier des Jahres 2021gekürt, um darauf aufmerksam zu machen, wie gefährdet er selbst und seine Lebensräume sind“, erklärt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung.

Blick in die Kinderstube. Foto: Naturfotografie Hofmann

Wie viele Otter es in Deutschland gibt, lässt sich laut der Experten schwer schätzen. Fest steht nur: Im Osten Deutschlands ist er häufiger zu finden als im Rest der Republik und es gibt eine Tendenz zur weiterenAusbreitung. Fische, Krebse, Schnecken und Insekten stehen auf der Speisekarte des Otters. Nur in sauberen Gewässern mit strukturierten Uferrandzonenfindet der Wassermarder ein ausreichendesNahrungsangebot. Leider sind diese Lebensräume in unserer Kulturlandschaft selten“, so der Geschäftsführer. Wie dramatisch sich die Situation des Fischotters im Lauf der Geschichte verändert hat, lässt sich auch an den Ortsnamen ablesen. So gibt es in Rheinland-Pfalz zahlreiche Orte, wie etwa Otterbach und Otterberg, die das Wildtier im Namen tragen. „Früher waren Fischotter so zahlreich, dass ihr Vorkommen eine ganze Region prägte. Heute lässt sich das Tier des Jahres 2021 in Rheinland-Pfalz überhaupt nicht mehr nachweisen“, so Münchhausen. Leicht hatte es der Otter nie. Sein dichtes Fellwurde ihm früher oft zum Verhängnis. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Fischottern nachgestellt, um an den Pelz zu kommen. Das dichte Fell mit bis zu 140 Millionen Haaren war heiß begehrt. Obendrein wurden die Wildtiere als Schädlinge bejagt, weil sie sich an Fischteichen bedient haben. Zusätzlich ertranken viele Otter in Fischreusen. Heute ist es der Straßenverkehr, der ihnen zum Verhängnis wird. Fischotter haben eine Eigenart, die sie aus dem Wasser an Land treibt: Sie schwimmen nicht unter Brücken hindurch. Stattdessen verlassen sie das Gewässer und überquerendie Straße. Dabei geraten sie oft unter die Räder.

In NRW galt der Fischotter bis vor wenigen Jahren als ausgestorben. Vorkommen in Ostdeutschland, Niedersachsen und direkt an der nordrhein-westfälischen Grenze zur niederländischen Provinz Limburg und Belgien expandierten jedoch. Über 50 Jahre nach seinem Verschwinden ist der Fischotter damit nach Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt. Seit circa zehn Jahren werden in unregelmäßigen Abständen Einzeltiere im Bereich der Wurm und im Kall-Rur-System der Eifel beobachtet (LANUV 2005). Im Zeitraum von 2007 bis 2009 entdeckte man eine kleine Population im Münsterland wieder, die vermutlich auf eingewanderte niedersächsische Tiere zurückgeht. 2014 beobachtete man auch in Bächen im nördlichen Kreis Steinfurt Fischotter.(Quelle: nabu)

Bis auf die Gräten abgelutscht. Der Fischotter macht seinem Namen Ehre. Alle Fotos: Naturfotografie Hofmann

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