Eine filigrane Jungfer

Zur Familie der Hahnenfußgewächse zählen zweieinhalbtausend Arten

0 25.07.2024

Die Familie der Hahnenfußgewächse kann einem ambitionierten Hobbygärtner Sorgenfalten ins Gesicht treiben, wenn sich im Blumenbeet „ Ranunculus repens“ breit macht, eine „Butterblumenart“, die sich durch zahlreiche Ausläufer das Beet untertan macht.

Überhaupt ist die Familie der Hahnenfußgewächse sehr durchsetzungsfähig. Warum sonst sollte es auf der Welt 62 Gattungen mit etwa zweieinhalbtausend Arten geben? Und davon die allermeisten in den gemäßigten Breiten der nördlichen Erdhalbkugel, also bei uns?

Heute geht es aber nicht um die gelben Butterblumen, sondern um die „Jungfer im Grünen“, mit dem wissenschaftlichen Namen Nigella damascena. Die Jungfer im Grünen stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und wurde in der frühen Neuzeit als Zierpflanze in den Bauerngärten Mitteleuropas kultiviert, kam dann aus der Mode und erlebt jetzt eine kleine Renaissance. Das etwas fippsige Exemplar auf dem Foto stammt aus einer „Naturgarten-Samenmischung“.

Die Jungfer im Grünen trägt zahlreiche regional unterschiedliche deutsche Namen. Dazu zählen unter anderem Gretl in der Stauden, Gretl in der Heck, Gretchen im Busch, Venushaarige, Braut in Haaren, Damaszener Schwarzkümmel, Damaszener Kümmel und Garten-Schwarzkümmel. Dabei ist die Jungfer nicht mit dem echten Kümmel oder Kreuzkümmel verwandt. Die gehören nämlich zur Familie der Doldenblütler.

Kommen wir zum lateinischen Namen: Die Gattungsbezeichnung „Nigella“ heißt die Schwarze, der Name verweist auf die schwarzen Samen. Die Artbezeichnung „damascena“ heiß in etwa übersetzt „aus Damaskus“. Das muss man nicht wörtlich nehmen, man kann es als allgemeine Andeutung über den orientalischen Ursprung der Pflanze verstehen.

Zierlich kommt die Jungfer daher. Die eine einjährige krautige Pflanze bildet einen in der Jugend aufrechten, bis etwa 45 Zentimeter hohen und reich verzweigten Stängel. Die Laubblätter sind zu sehr, sehr schmalen Blättchen reduziert.

Von Juni bis August erscheinen die zarten, blauen Blüten an den Stängeln. Sie sind umgeben von einem Kranz haarförmiger Hochblätter. Sehr hübsch. Wie alle Mitglieder der Familie hat auch die Jungfer im Grünen zahlreiche männliche Staubblätter. Diese reifen zeitlich vor den fünf weiblichen Fruchtblättern heran. Botaniker nennen das Proterandrie. Diese verhindert, dass die Pflanzen sich selber bestäuben, denn die Fruchtblätter sind dann in der Regel noch nicht bereit, den Pollen aufzunehmen und Samen zu bilden. Die Griffel der Fruchtknoten stehen dann noch aufrecht, so dass Nektar suchende Insekten, die vorher an anderen Blüten Pollen auf ihrem Rücken gesammelt haben, diesen noch gar nicht an der nächsten Blüte loswerden können. Das geschieht erst, wenn die Blüte im so genannten weiblichen Stadium die Griffel gekrümmt haben, die dann den Pollen von den Insekten aufnehmen.

Zu kompliziert? Okay, lassen wir das.

Hummeln und Bienen sind die bestäubenden Insekten, weil sie lange Saugröhren haben, mit dem sie an den Nektar gelangen können. Schwebfliegen sieht man auch gelegentlich an den Blüten, doch ihnen reicht der Pollen als Leckerbissen. Als Bestäuber kommen sie nicht in Frage.

Wurde eine Blüte bestäubt, entwickelt sich der Fruchtknoten zu einer rund drei Zentimeter langen Kapsel. Ist die Kapsel reif, öffnet sie sich an ihrer Spitze meist in fünf Spalten und entlässt die schwarzen Samen, die durch den Wind oder durch Tiere verbreitet werden.

Aus der Mode gekommen ist außerdem die Verwendung in der Küche von Öl aus den Samen der Jungfer. Das in der Pflanze enthaltene Damascenin ist in höherer Dosierung nämlich giftig. Das gilt übrigens für alle Mitglieder der Familie: Sie enthalten ein giftiges Alkaloid.

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