Ein seltener Unbekannter

Der Kleine Wasserfrosch ist Lurch des Jahres 2023

0 13.02.2023

Am wenigsten erforscht von den 20 Amphibienarten in Deutschland ist der Kleine Wasserfrosch, Pelophylax lessonae. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.) hat diese seltene und zugleich gefährdete Art nun zum Lurch des Jahres 2023 ausgerufen, um für ihren Schutz zu werben und auf die Forschungsdefizite aufmerksam zu machen.

Es ist nicht einfach mit den Wasserfröschen in Deutschland: Drei äußerlich sehr ähnliche Arten dieser meist grünen, oft aber auch bräunlich gefleckten und mit einer hellen Rückenlinie versehenen Amphibien besiedeln die Uferzonen heimischer Gewässer. Besser bekannt als der streng geschützte Kleine Wasserfrosch ist der häufige Teichfrosch, der im Frühsommer durch lautstarke Konzerte am Gartenteich auffällt. Zwischen den beiden Arten zu unterscheiden, gelingt selbst Biologen nicht immer – zumal mit dem größeren Seefrosch noch ein dritter Vertreter in Deutschland vorkommt. Zu den wichtigsten Bestimmungsmerkmalen der Wasserfrösche gehören die Form des Fersenhöckers und die unterschiedlichen Paarungsrufe, zudem färben sich nur die Männchen des Kleinen Wasserfroschs zur Paarungszeit teilweise leuchtend zitronengelb.

Auch der genetische Hintergrund ist kompliziert, denn der weit verbreitete Teichfrosch ist eine Hybridform, die ursprünglich aus Kreuzungen zwischen dem 5–6 cm langen Kleinen Wasserfrosch und dem fast doppelt so großen Seefrosch hervorgeht. In der Regel tritt der Kleine Wasserfrosch auch nicht allein auf, sondern bildet fast immer Mischpopulationen mit dem Teichfrosch.

„In vielen Fällen ermöglichen nur die genetischen Unterschiede eine sichere Bestimmung der europäischen Wasserfrösche, und man hat die drei einheimischen Arten früher meist einfach als
Wasserfroschkomplex zusammengefasst“, erläutert DGHT-Geschäftsführer Dr. Axel Kwet.
Aus diesem Grund ist heute nicht nur die genaue Verbreitung, sondern auch der Gefährdungsgrad des Kleinen Wasserfroschs unzureichend bekannt. Anhaltende Populationsrückgänge und Laichgewässerverluste belegen jedoch einen kurz- wie auch langfristig negativen Bestandstrend der Art, die in der aktuellen Roten Liste der Amphibien Deutschlands daher als einzige in der Kategorie „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“ geführt wird.

Hauptursache für ihr Verschwinden sind Verluste der Laichgewässer, vor allem kleinere besonnte, vegetationsreiche und zugleich nährstoffarme Moorgewässer, Weiher, Sümpfe oder Gräben. Rückzugsräume findet der Kleine Wasserfrosch in Niedermooren oder fischfreien Gewässern im extensiv genutzten, feuchten Gras- und Offenland.

Am heimischen Gartenteich hingegen sucht man den Kleinen Wasserfrosch meist vergebens.

Die Erhaltung und die Neuanlage fischfreier Laichgewässer in der Kulturlandschaft, die Errichtung von Pufferzonen rund um die Teiche im landwirtschaftlich genutzten Grünland, um Nährstoffeintrag durch Düngemittel und Wasserverschmutzung durch Pestizide zu verhindern, sowie rechtzeitige Entschlammungsmaßnahmen vor dem Verlanden der Gewässer sind zentrale Schutzmaßnahmen, um den Kleinen Wasserfrosch zu erhalten.

Zum Foto: Mit zwei Schallblasen versucht auch der Kleine Wasserfrosch groß rauszukommen. Trapp/DGHT

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