Ein Schäuerken ist okay

Aber Dauerregen hassen die Regenwürmer aus gutem Grund

0 08.08.2021

Das ist kein guter Sommer für Regenwürmer. Wenn es viel oder heftig regnet muss Lumbricus terrestris – so der wissenschaftliche Name des Gemeinen Regenwurms – die Flucht nach oben antreten. Sonst wäre er in seiner Wohnröhre glatt erstickt. Regenwürmer haben nämlich keine Lunge, sie nehmen den Sauerstoff über die Haut auf und das geht schlecht, wenn des Regenwurms Wohnung unter Wasser steht.

An der Oberfläche droht dem Ringelwurm erneut Gefahr. Er steht auf der Speisenkarte nicht nur von Amsel, Drossel, Elster & Co, auch Maulwürfe und Igel haben Appetit auf diese Würmer. Gefahr geht aber auch von der Sonne aus, die nach dem Regenguss den Wurm grillt, nur die schleimige Haut lässt den Regenwurm atmen und die vertrocknet schnell. Er verträgt außerdem kein UV-Licht, es zerstört seine roten Blutkörperchen. Im Sommer sieht man daher nach Schauern zahllose tote Regenwürmer auf den Wegen liegen. So einfach wird das Leben schwer!

Es gibt übrigens gar nicht „den“ Regenwurm. Allein in Deutschland kommen 39 Arten vor, weltweit sogar über 3.000. Am bekanntesten bei uns sind der Gemeine Regenwurm oder Tauwurm und der Kompostwurm. Der Kompost- oder auch Mistwurm ist mit 4 bis 14 Zentimetern Länge etwas kleiner als der Tauwurm und ist rot mit gelblichen Ringen um seinen Körper. Sein Name ist Programm: Er kommt fast ausschließlich in Komposthaufen vor, denn er braucht zum Überleben Erde, die sehr reich an organischem Material ist.

Er bekommt viel Dreck zu fressen

Wenn man einen Regenwurm sieht, ist es meist Lumbricus terrestris. Er ist 12 bis 30 Zentimeter lang und man erkennt ihn an seinem rötlich gefärbten Vorderende und seinem blassen Hinterteil. Seine Haut ist schleimig. Sein Körper ist in zahlreiche gleichartige Segmente unterteilt. Vorn ist der „Kopf“, erkennbar an dem Mund, der im Laufe eines Regenwurmlebens viel Dreck zu fressen kriegt.

In lockere Erde bohrt sich der Regenwurm ein, indem er den Kopfabschnitt abwechselnd ausstreckt und zusammenzieht. Beim Sichstrecken wird der Körper dünner, beim Sicherverkürzen dicker. Beim Dünnerwerden streckt sich der Wurm nach vorne und zieht das Hinterende genau so weit nach, wie er sich vorne gestreckt hat.

Übrigens: Der Regenwurm hat auch einen „Rückwärtsgang“. Er führt die Wellenbewegung einfach rückwärts aus. Möglich machen das kräftige Ring- und Längsmuskelfasern. Hilfreich sind auch die vier Paar Borsten, die jeder Regenwurm an jedem Segment seines Körpers hat. Sie wirken wie Steigeisen und geben Halt.

In fester Erde kommt der Regenwurm nur dadurch vorwärts, dass er sich durch den Boden hindurchfrisst. Er weicht die Erde mit seinem Speichel auf und dann geht’s los. So „baut“ er auch die bis zu zwei Meter tiefen Gänge in den Boden.

Der Darm eines Regenwurms ist also ständig mit Erde gefüllt. Die darin enthaltenen faulenden Pflanzen- und Tierstoffe sind seine Hauptnahrung. In feuchten Nächten kommt er an die Erdoberfläche, verankert sich aber meist mit seinem Hinterteil in der Röhre, um bei Gefahr schnell wieder abtauchen zu können. Abgefallene Blätter oder andere Pflanzenteile in der Nähe saugt er mit seinem Mund an und zieht sie in die Röhre. In einer Nacht zieht der Regenwurm bis zu 20 Blätter in seine Wohnröhre und klebt sie mit seinem Schleim fest. Aber bevor der zahnlose Wurm fressen kann, müssen Pilze und Bakterien die Pflanzenteile mundgerecht für ihn zerkleinern. Und das bedeutet: Das Blatt verrottet, wie in einem Komposthaufen.

Unverdauliche Massen, die vom Darm ausgestoßen werden, bilden die charakteristischen Wurmhäufchen an der Erdoberfläche, die sich oft neben den Öffnungen der Gänge befinden.

Regenwürmer sind Zwitter

Regenwürmer sind Zwitter, jeder von ihnen besitzt männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane. Die Würmer pflanzen sich hauptsächlich im Frühling und im Herbst fort. Meist nach Regenfällen, im Schutze der Dämmerung oder nachts kommen die fortpflanzungsfähigen Würmer zur Paarung an die Bodenoberfläche. Bei der Paarung agieren beide Partner als Männchen, das heißt sie tauschen Samen aus. Die befruchteten Eier werden im Boden abgelegt. Wann die Baby-Regenwürmer schlüpfen, hängt von der Umgebungstemperatur ab. Bei zwölf Grad im Boden braucht zum Beispiel der Tauwurm über vier Monate, um zu schlüpfen. Regenwürmer werden in der Natur durchschnittlich zwei Jahre alt.

Über eine besondere Fähigkeit verfügt der Regenwurm. Wird er – etwa beim Umgraben – durchgeschnitten, so kann er diese schwere Verletzung überleben, wenn das abgeschnittene Vorderende groß genug ist, d.h. alle wichtige Organe enthält. Das abgetrennte Hinterende stirbt ab. Trotz dieser Regenerationsfähigkeit findet man solche reparierten Würmer nur selten, denn ein verletzter Regenwurm zieht sich an der Wunde sehr leicht eine tödliche Infektion von Pilzen oder Bakterien zu.

Obwohl zahllose Tiere es auf den Regenwurm als Nahrungsquelle abgesehen haben, ist er sehr zahlreich. Je nach Bodenbeschaffenheit leben unter einem Quadratmeter Wiese etwa 100 Regenwürmer. Mit dem Bau seiner Röhren lockert er den Boden auf, begünstigt die Durchlüftung des Bodens und erleichtert das Eindringen des Regens. Dadurch wird das Pflanzenwachstum gefördert. Auch zur Humusbildung trägt der Regenwurm bei. Die unter einem Quadratmeter Wiese lebenden Würmer setzten pro Jahr 4 bis 8 Kilogramm Wurmhäufchen an der Erdoberfläche ab. Er frisst täglich etwa die Hälfte seines Körpergewichts. Das heißt er schichtet 'ne Menge Boden um.

Im Frühjahr und im Herbst sind Regenwürmer deshalb am aktivsten. Wird es ihnen im Sommer zu trocken oder im Winter zu kalt, graben sie sich tief in die Erde hinein, ringeln sich zusammen und fallen in eine Art Sommer- beziehungsweise Winterschlaf

Zum Bild: Eng umschlungen sind Regenwürmer ein gefundenes Fressen für Amseln und für Paparazzi, die sie bei der Fortpflanzung fotografieren. Kerstin Klein aus Dellwig machte diese Aufnahme vom Liebesleben der Würmer. Im 16. Jahrhundert hieß der Regenwurm übrigens noch „reger Wurm“, weil er ständig arbeitet und frisst. Von dieser regen Tätigkeit stammt auch sein heutiger Name.

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