Ein gutes Fotomodell

Der Balkenschröter ist unter den Zwergen ein Riese

0 01.07.2022

Er ist beileibe kein flotter Käfer und taugt daher gut als Fotomodell: Er hält still. Für Käfer gilt die Regel: Je größer, desto lahmer. Grund dafür ist das Tracheensystem, mit dem Käfer Sauerstoff zu ihren Organen transportieren. Die größten Käfer sind deswegen relativ träge. Mit etwa 170 Millimetern Länge ist der Riesenbockkäfer (Titanus giganteus) aus Brasilien die größte bekannte Käferart; der Goliathkäfer zählt mit seinem Gewicht von 100 Gramm zu den schwersten Insekten überhaupt.

Dagegen ist der Balkenschröter gewiss ein Winzling. Doch als einer von etwa 6000 in Deutschland vorkommenden Arten ist er hier mit seiner Größe schon ein kleiner Riese.

Der Balkenschröter wird bis zu 30 Millimeter groß. Weibchen bleiben insgesamt etwas kleiner als Männchen. Zudem haben Männchen deutlich breitere Köpfe mit größeren Mundwerkzeugen (Mandibeln) mit denen sie kraftvoll zubeißen können.

Der mächtige Nacken- und Halsschild sowie die Flügeldecken sind leicht punktiert und dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Der hintere Teil der Flügeldecken schimmert je nach Lichteinfall violett metallisch. Die Fühler bestehen aus zehn Elementen und sind am Ende blattartig aufgefächert.

Der Balkenschröter ist in weiten Teilen Europas beheimatet. Nur den hohen Norden meidet er, schließlich liebt er den Wald. Er bewohnt Laubwälder, bevorzugt Eichenwälder mit reichlich Unterholz und Totholz. Seltener sieht man ihn im Mischwald. Doch man trifft ihn auch in manchen Gärten und auf Friedhöfen. Erwachsene Balkenschröter ernähren sich nämlich von Baumsäften, gerne von Eichen oder Buchen. Die Käfer nehmen den Baumsaft aus Wunden in der Rinde auf.

Trotz seiner Größe kann der Balkenschröter fliegen. Er ist allerdings ein schlechter Flieger und so bleibt er seiner Heimat treu. Zwischen Juni und August trifft man den Balkenschröter an, dann ist er auf Brautschau. Während der Balz kommt es zwischen den Männchen regelmäßig zu Rangkämpfen. Nur der Gewinner darf sich mit der umgarnten „Käferin“ paaren. Das Weibchen legt dann 20 bis 25 Eier tief in die Rinde toter Eichen oder Buchen. Die Eier werden an verschiedenen Stellen abgelegt. Aus den Eiern schlüpfen nach etwa zwei bis drei Wochen die Larven. Sie leben meist für zwei bis drei Jahre im modernden Holz und gedeihen dort prächtig. Während dieser Zeit durchlaufen sie mehrere Larvenstadien. Hier kommt es auch zur Verpuppung.

Die meisten Käfer schlüpfen dann im Sommer, bleiben aber bis zum nächsten Frühjahr in ihrer Kinderstube und überwintern dort. Das Insekt ist sowohl am Tage, als auch in der Nacht aktiv.

Achtung: Der Balkenschröter sieht dem Weibchen des Hirschkäfers recht ähnlich, und die sind bereits sehr selten geworden.



Zum Bild:  Balkenschröter „zerschroten“ altes, morsches Holz regelrecht. Die Männchen erkennt man an den kräftigen Beißwerkzeugen. Foto: flora



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