Die Kätzchen haben sich einen Sonnenstrahl geklaut

Im "Februar" zecht Hagedorn mit dem Frühling - ein plattdeutsches Gedicht ins Hochdeutsche übertragen von Franz Josef Gründges

0 23.01.2022

Februar

Hä es en schieren Donner, dät es woe,

Er ist ein wahrer Filou, das ist wahr,

Dat öm nicks Goddes nogesagg wät, dät es kloe.

Dass ihm nichts Gutes nachgesagt wird, das ist klar.

Awer wenn’e sick noch so oppuust on däut

Aber wenn er sich noch so aufpustet und tut,

Wi nech gescheut

Wie nicht gescheit

Met Is on Schnee on sowat dohäe,

Mit Eis und Schnee und sowas alles,

Mä glöwt öm nech, dän strengen Häe.

Man glaubt ihm nicht, dem strengen Herrn.

Soga de Spatzen glöwt öm nech,

Sogar die Spatzen glauben ihm nicht,

Frech

Frech

Schilpt sö van Heggen on Tüüne,

Schilpen sie von Hecken und Zäunen,

Wenn Ispillen van’e Däker rommelt.

Wenn Eisklumpen von den Dächern rumpeln,

On „Kaal“ sett vö „Kaline“:

Und „Karl“ sagt zur „Karline“:

Dä hät ok bolle utgebommelt!

Der hat auch bald ausgebummelt!

Awer dann wet gebaut! –

Aber dann wird gebaut. –

De Mimikättkes an’e We’en

Die Weidenkätzchen an den Wegen

Hät sick ’n Ströhlken Sonne geklaut –

Haben sich ein Strählchen Sonne geklaut –

Ick magg sö gott le’en,

Ich kann sie gut leiden,

Wi sö do op’e Täcke sitt

Wie sie da auf den Zweigen sitzen

On jeden Dag ’n witter Hösken kritt –

Und jeden Tag ein weißeres Höschen kriegen –

O Lene, Lotte, Liese,

O Lene, Lotte, Liese,

Op welke Wiese

Auf welche Weise

Es nech bekannt,

Ist nicht bekannt,

Het sick ’n Hemmel utgespannt

Hat sich ein Himmel aufgespannt

On nemmt dät leiwe Goddesland

Und nimmt das liebe Gottesland

Ganz wärmkes

Ganz warm

En sine bloe Aermkes.

In seine bloßen Ärmchen.

n Wendken weiht; ’n wonnig Fröhjoeswendken,

Ein Windchen weht; ein wonniges Frühlingswindchen,

Hi’e kritt’n Pennken,

Hier kriegt er ein Pinnchen,

Doe’m drögen Penn

Dort im trockenen Pinn

Grasgräune Klöe,

Grasgrüner Klee,

Schneeglöckskes lütt dröwer hae,

Schneeglöckchen läuten dazu,

On – tattig – tatattig –

Und – rasch – ganz rasch –

n Huflattich

Ein Huflattich

Kick en’t Wäe,

Guckt in das Wetter.

n Duft, so paradiesisch säute,

Ein Duft, so paradiesisch süß,

Geht wi op Geesterfäute

Geht wie auf Geisterfüßen

Dörch de Luft –

Durch die Luft –

On ick mit’e Fläute,

Und ich mit ‘ner Flöte,

n Kärkenbemmel.

‘ner Kirchenbimmel.

On Hemmel, Hemmel, Hemmel - -

Und Himmel, Himmel, Himmel - -

Awer son Lömmel,

Aber so‘n Lümmel,

Son värruchten

So‘n verruchter,

Dreimol väfluchten,

Dreimal verfluchter,

Schmitt mi, as ick met dät Fröhjoe pockule’ete,

Schmiss mir, als ich mit dem Frühjahr zechte,

Hagel en’t Glas, et wo eäs et ve’ete.

Hagel ins Glas, es war erst das vierte.

Oktavheft A, S. 57/BN Nr. 5 / 27.01.1950

Da träumt man vom Frühling, zecht mit ihm, und dann kommt so ein frecher Kerl daher, und beendet eiskalt den Traum. So ein Ärgernis.

Das Gedicht "Februar" wählte wie alle anderen plattdeutschen Gedichte des Dellwiger Heimatdichters Franz Josef Gründges aus und sorgte für eine stimmungsvolle Übersetzung ins Hochdeutsche. Das Bild unten zeigt Hagedorn mit "Fridolin".

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