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0 28.04.2023
Alles Mumpitz: Ohrwürmer oder Ohrenkneifer haben überhaupt kein Interesse daran, in den Gehörgang von Menschen einzudringen und dort Unheil zu stiften. Zwar besitzen sie scharfe Mundwerkzeuge und kräftige Zangen, aber die kommen andernorts zum Einsatz.
Warum diese kleinen länglichen Insekten so heißen? Eine Interpretation besagt, dass man die Tierchen getrocknet und pulverisiert als Heilmittel gegen Ohrenleiden verabreichte. Das hat natürlich nicht geholfen. Wie auch.
Weltweit gibt es über 2000 verschiedene Ohrwurm-Arten; die meisten leben in den Tropen. Die größte Art wird bis zu fünf Zentimeter lang. Bei uns leben 13 Arten, der Gemeine Ohrwurm oder Ohrenkneifer (Forficula auricularia) ist am häufigsten vertreten.
Das unsrige Insekt ist bis zu 17 Millimeter groß, schmal und bräunlich bis schwarz gefärbt. Die Weibchen sind bei den Ohrwümern etwas kleiner. Die scharfen Mundwerkzeuge, ein Paar recht langer Fühler und die Augen markieren den Kopf. Am hinteren Ende befinden sich zwei bemerkenswerte lange Zangen. Sie können gegen Angreifer als Waffe eingesetzt werden und Beute ergreifen. Bei der Paarung helfen sie bei der „Umarmung“ der Kneiferchen.
Schaut man genauer hin, entdeckt man am mittleren Körpersegment Flügel. Sie sind nicht voll ausgebildet. Der Gemeine Ohrenkneifer gehören zu den Fußgängern in der Insektenwelt.
Tagsüber machen die Tierchen ein Nickerchen in dunklen Verstecken in der Rinde von Bäumen, in einem Haufen Laub oder Stroh. Nachts werden sie hungrig und aktiv. Sie haben großen Appetit auf Blattläuse, Eier von Wicklern, Milben und Gespinstmotten. Mehltau mögen sie auch.
Das bringt ihnen Sympathien bei den Gärtnern ein. Viele hängen mit Stroh gefüllte Tontöpfe in die von Blattläusen bedrohten Obstbäume, als Ohrwurm-Hotel mit einem benachbarten Restaurant in den Blättern der Obstbäume. Zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass sie gelegentlich gerne süßes Obst, zarte Gemüsepflänzchen und Blüten annagen.
Über den Winter kommen die Ohrenkneifer als erwachsene Tiere (so genannte Imagines) im Boden, in hohlen Pflanzenstängeln oder im Laub. Im Frühling dann legt das Weibchen nach der Paarung 50 bis 60 Eier gut versteckt im Boden ab. Damit die Brut gelingt, muss das Gelege sauber gehalten werden. Eier, die mit Pilzen verseucht sind werden aussortiert, und Fressfeinde in die Flucht geschlagen.
Im Frühsommer ist der Nachwuchs ausgewachsen. Bis zum Herbst haben sie selber für Nachwuchs gesorgt.
Bildunterschrift: An der dunklen Farbe erkennt man den "Alten". Findet man einen besonders hellen Ohrenkneifer, hat man ein junges Exemplar vor sich. Foto: pixabay
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