Dafür haben Schmeißfliegen ein feines Näschen

Der rote Tintenfischpilz strömt starken Aasgeruch aus

0 03.11.2023

Der ist seltsam, der Pilz: Er sieht aus wie ein roter Seestern, heißt aber Tintenfischpilz und liebt es schön warm.

Im Bergischen Land machte eine Naturfreundin aus dem Essener Süden dieses hübsche Foto von einem (noch) seltenen Pilz in Deutschland. Der Tintenfischpilz gehört zur Gattung der Gitterlinge und ist damit ein enger Verwandter des allseits aus olfaktorischen Gründen ungeliebten Stinkmorchels. Wie der Stinkmorchel wächst der junge Tintenfischpilz zuerst als 3 bis 5 cm breites Hexenei. Allerdings sieht man im Ei des Tintenfischpilzes die schon rötlich angelegten Arme. Diese strecken sich dann während des weiteren Wachstums auf bis zu zehn Zentimeter lange "Tentakel" aus. Anfangs sind sie an der Spitze noch miteinander verbunden, bevor sie sich sternförmig ausbreiten. Auf der Oberseite sind die Arme leuchtend rot, auf der Unterseite blassrot. Zusammen mit dem starken Aasgeruch, den auch der Tintenfischpilz verströmt, imitiert der schlaue Pilz ein Stück verfaulendes Fleisch.

Das ist besonders pfiffig, weil für diesen besonderen Duft Schmeißfliegen und Mistkäfer ein Näschen haben. Sie fliegen gewissermaßen auf den Tintenfischpilz, landen dort in einer tiefschwarzen, sporentragende Masse (der so genannten Gleba) und verbreiten – ganz enttäuscht nicht auf Aas gelandet zu sein - nach ihrem Abflug die Sporen und somit den Pilz. Man nimmt an, dass er auch von Vögeln, die sporentragende Insekten gefressen haben, den Weg ins Land findet.

Eigentlich ist der Pilz in Australien, Tasmanien, Neuseeland heimisch. Man schätzt, dass er nach Europa mit Wolltransporten erst Anfang des 20. Jahrhunderts eingeschleppt wurde. Pilzforscher geben in Europa das Jahr 1913 in den Vogesen bei La Petite-Raon als Erstfund an. In Deutschland wurde er zum ersten Mal 1934 bei Karlsruhe gefunden, in der Schweiz 1942 im Kanton Aargau. Seitdem hat sich die Art in West- und Mitteleuropa weiter ausgebreitet und kann heute von Norditalien, Korsika, Westspanien und Nordfrankreich nördlich bis Südengland, Südnorwegen und Südschweden sowie östlich bis Südpolen, Tschechien, Österreich, der Westukraine und Slowenien gefunden werden. Vielleicht ist er noch in Ausbreitung befindlich, das weiß man nicht, denn dann und wann verschwinden Vorkommen auch wieder vom Erdboden.

Der Tintenfischpilz wächst auf mehr oder weniger sauren Böden, auf morschem Holz oder Rindenmulch. Er kommt in Mitteleuropa in verschiedenen Waldtypen vor, oft entlang von Waldwegen, seltener ist er außerhalb des Waldes zu finden. Die Fruchtkörper erscheinen in Mitteleuropa vom Frühsommer bis zum Spätherbst.

In letzter Zeit ist der seltsame Waldbewohner mit seinen Tentakeln aus der Gattung der Gitterpilze in unseren Breiten immer häufiger anzutreffen. Mögliche Ursache ist der Klimawandel: Der Tintenfischpilz mag es warm. Aber noch ist er selten.

Übrigens: Der Tintenfischpilz ist nicht giftig, soll aber (angeblich ;-) nicht gut schmecken.

Zum Bild: Der Tintenfischpilz sieht aus wie ein gestrandeter Seestern. Dieses Exemplar fotografierte eine Naturfreundin in der Nähe von Nümbrecht im Bergischen Land. Foto: BaNo

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