Blüht bis in den Herbst hinein

Der Gewöhnliche Blutweiderich liebt nasse Füße

0 05.09.2020

Ganz außergewöhnlich schön blüht bis in den September hinein der Gewöhnliche Blutweiderich (Lythrum salicaria). Diese für eine Wildpflanze große Staude kann man überall finden, wo es schön sumpfig ist. Wo er nicht wild vorkommt, wird er gerne angepflanzt: An Seen und Teichen zum Beispiel, jüngstes Beispiel ist der Niederfeldsee in Altendorf. Einen wunderschönen Bestand gibt es auch zum Beispiel im Landschaftspark Duisburg-Nord, wo das Rosa der Blütenähren munter mit dem grauen Beton kontrastiert.

Bis zu 120 Zentimeter hoch wird die buschige Staude, deren kantige, beharrte Stängel verzweigt sein können. Die Staude ist mehrjährig: Ihr Wurzelstock (Rhizom) überdauert auch fiese Winter. Bis zu 50 Stängel können aus diesem Rhizom herauswachsen, ältere verholzen am unteren Ende.

Die Laubblätter des Blutweiderichs sind stiellos, wie das Ende einer Lanze geformt (der Botaniker sagt: lanzettlich) und weich behaart. Schaut man das Blatt von unten an, sieht man die Nerven deutlich hervor treten.

Die Blüten sind nicht nur sehr hübsch anzuschauen, der Gewöhnliche Blutweiderich lockt auch Insekten an an. Vor allem Schwebfliegen, aber auch Bienen und Schmetterlinge statten dem Blutweiderich gerne einen Besuch ab. Er ist ein guter Nektarspender. Großen Appetit auf Lythrum salicaria haben die Raupen der Nachtpfauenaugen. Der Blütenstand ist eine so genannte Scheinähre, d.h. viele kleine Blüten sitzen ähnlich wie bei einer Ähre (die kennt man vom Getreide) dicht gedrängt zusammen oben am Stängel.

So weit, so einfach. Jetzt wird es kompliziert: Die Blüten des Blutweiderich sind zwittrig. Sie haben also Staubblätter, die den Pollen abgeben und Stempel mit den Samenanlagen. Zur Erinnerung an den Biounterricht: Der Stempel besteht aus dem Fruchtknoten unten mit den Samenanlagen, dem Griffel und der klebrigen Narbe, auf der Pollen hängen bleibt, der dann durch den Griffel Richtung Samenanlage wandert und dort die Samen bildet.

Beim Blutweiderich gibt es nun die so genannte Heterostylie, d.h. die Griffel (styli) verschiedener Pflanzen sind verschieden (hetero) lang. Sie haben kurze, mittellange oder lange Griffel. Das heißt, dass die Blüten mit langem Griffel –- er ragt über die pollentragenden Staubblätter hinaus –- auf jeden Fall mit Pollen einer anderen Blüte bestäubt werden, den das Insekt zum Beispiel auf einer Blüte mit niedrigem Griffel eingesammelt hat. Auf diese Weise wird die Fremdbestäubung gefördert. Das wiederum wirkt sich positiv auf den Fruchtansatz und die Keimfähigkeit der Samen aus. Pfiffig, oder? Eine einzige Pflanze kann bis zu drei Millionen Samen produzieren, die durch Wind und Wasser und Wasservögel ausgebreitet werden. Sie keimen in nahezu allen ausreichend feuchten Böden im nächsten Frühjahr.

Die Staude liebt die Sonne, verträgt aber auch Halbschatten. Ist der Standort zu dunkel, blüht sie nicht. Mehr noch als Sonne braucht sie nasse Füße. Schön ist ein Wasserstand bis zu zehn Zentimetern Höhe. Praktisch: Untergetauchte Triebe entwickeln ein Durchlüftungsgewebe (die Botaniker sagen: Aerenchym), das den Wurzelstock mit Sauerstoff versorgt. Der Boden sollte nährstoff- und humusreich sein.

Der Name „Blutweiderich“ lässt schon ahnen, dass diese Staude als Heilpflanze Verwendung fand. Hautprobleme, Durchfallkrankheiten, Hoher Blutzucker, Blutungen: Die Indikationen waren vielfältig. Sein Saft wirkt stark adstringierend, bakterizid, blutstillend und harntreibend.

Auch zum Gerben von Leder wurde er verwendet. Sein Gerbstoffgehalt schwankt zwischen neun Prozent in der Wurzel und 14 Prozent in den Blüten. Mit Blutweiderichsaft wurden Holz und Seile imprägniert, damit sie nicht im Wasser faulen

Zum Bild: Der Blutweiderich hat eine wasserreinigende Wirkung, deshalb wird er auch gerne in Klärzonen von Schwimmteichen eingesetzt. flora

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