Betten so weiß wie Schnee!

Der Kruppianer Adam Theisen schreibt aus der Kur an seine Familie - Eine Serie von Reinhilde Willwerth und Susanne Hölter

0 30.04.2021

Adam Theisen wurde am 24. Dezember 1866 in Essen geboren. Als Former arbeitete er bei der Firma Krupp in Essen. Anna Theisen, geb. Rütt, erblickte ebenfalls in Essen das Licht der Welt. Anna war gelernte Schneiderin. Bevor die beiden am 11. August 1894 heirateten, arbeitete Anna als Hausschneiderin. Ihr Bruder, Ambros Rütt, trug ihr die schwere Nähmaschine von Haus zu Haus auf dem Rücken zu ihrer Kundschaft. Darunter waren Frauen aus der Geschäftswelt, für die Anna auch Brautkleider schneiderte. Nach der Heirat bekam das Paar sieben Kinder zuerst drei Töchter, dann Sohn Franz und nochmals drei Töchter. Die Familie lebte zeitweise in der Oberdorfstraße in Altendorf und in der Kronenberg-Siedlung. Die Familie ist arm. 1910 ermöglicht die Firma Krupp dem herzkranken Adam eine Kur in Bad Nauheim. Aus dieser Zeit stammt der Briefwechsel, den wir hier Wort für Wort und mit allen orthografischen Eigenheiten wiedergeben.

Bad Nauheim, 24. April 1919

Liebe Frau und Kinder, bin gesund und munter um 6 Uhr in Bad Nauheim angekommen. Habe auf der ganzen Strecke den Zug recht oft verlassen. Ich trinke jetzt eine Tulpe Bier.

Es grüßt Adam

Bad Nauheim, 26. April 1910

Liebe Frau und Kinder. Ich bin jetzt in der Lage Euch etwas mitzutheilen. Ich war um 7 Uhr im Konitzstift (großes Bild), wurde zu erst gebucht und gewogen 70 Kilo, bekam dann meine Zimmer N. 10, welches wir mit vier Mann bewohnen. Ein Bett so weiß wie Schnee und weich. Geschlafen habe ich aber noch wenig, es war mir noch als wenn ich im Zuge geworfen währe.

Bin heute Morgen beim Arzt gewesen, derselbe hat mich gründlich untersucht. Er sagt ich hätte es am Herzen aber nicht so ganz schlimm. Ich habe 6 Bäder bekommen. Aber jeden Tag nur eines. Immer in der Luft bewegen – nicht Rauchen aber Bier mäßig trinken. Ich habe alles frei, auch eine Kurkarte keine kleine zu 10 M. Will ich aber ins Kurhaus wo die Konzerte gehalten werden, müssen wir extra bezahlen.

Ich habe heute morgen am Karlsbrunnen Wasser getrunken aber etwas feines. Das ganze Nauheim ist im Wald. Die Vögel fressen das Brod einem aus der Hand. Lauter Buchfinken. Ich wollt du wärest auch wohl hier, du würdest blind.

Lauter feines Volk aber ungezwungen, nichts wie Guten Morgen oder Guten Abend. Ich werd wohl 6 Wochen hierbleiben. Schicke mir bitte die Uhr. Es wird zusammen an einem Tisch gegessen und soviel als du nur willst, aber alles tadelloß. Hier gehen die Frauen alle in Hessentracht. Alles bund.

Ich will schließen da ich nicht weiß wo ich anfangen soll, alles zu schön um auszusprechen.

Es grüßt Adam

Seid Ihr noch alle gesund? Bumbas auch? (Spitzname für die jüngste, die so gerne Bonbons isst, aber noch nicht richtig sprechen kann.) der Windvogel ist doch noch ganz?

Essen, den 28.4.1910

Lieber Mann und Vater

Mit gemischten Gefühlen öffne ich Deinen l. Brief, aber sehr erfreut waren wir alle, als wir daraus erfahren, daß du dich schon so gut eingelebt hast und auch so gut aufgehoben bist. Wie bekommen dir die Bäder und was für Bäder sind das?

Die ersten Morgen frug Jettchen wo ist Papa? Ich an die Eiskurve gehen und Papa rufen? Jetzt sagt es Papa mit dem Puff Puff gefahren.

Lieber Mann, Deine Uhr kann ich erst zu Sonntag zurückbekommen, da wäre viel dran zu machen und es würde wohl eine Mark kosten, aber direkt wenn sie fertig ist, schicke ich dir die Uhr.

Und dann l. Mann denkst du auch daran, daß du die Nebenkasse benachrichtigen mußt, daß du in Nauheim bist. Versäume es nicht u. besorge es dieser Tage.

Es geht alles seinen gewohnten Gang, des Morgens mit Schwung heraus u. Abends desgleichen wieder herein.

Hiermit will ich schließen und hoffen daß dir die Kur recht gut bekomme und Daß du dich gut amüsierst.

Herzlichen Gruß

Deine Frau u. Kinder

Schönen Gruß von Bumbas!

Schönen Gruß und Kuß von Christine!

Nächstens mußt Du nicht mehr lange fragen ist der Windvogel noch ganz sondern wieviel hast Du kapput gemacht!

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