Baumeister Biber kehrt zurück

Spuren an den Bäumen verraten: Der große Nager will auch bleiben

0 05.04.2024

„Der Biber kehrt ins Emscher-System zurück“ meldete freudig jüngst die Emschergenossenschaft. Kein Wunder: Bestätigt doch der Nachweis des größten europäischen Nagetiers an einem Nebenlauf der Emscher den ökologischen Mehrwert durch den Emscher-Umbau. In den 1980er Jahren galt die Emscher noch als dreckigster Fluss Europas. Die Renaturierung ist jetzt fast abgeschlossen.

Biber lieben das Wasser. Schwimmhäute zwischen den Zehen der Hinterfüße und verschließbare Ohr- und Nasenlöcher zeigen, dass der Nager im Wasser lebt. Er ist ein gewandter Schwimmer und kann zehn Minuten lang auf Tauchgang gehen. Seinen platten Schwanz (die Kelle) benutzt er dabei als Höhensteuer. Kommt der Biber an Land, wirkt er ein wenig unbeholfen. Sitzt er, benutzt er die Kelle als Stütze. Das Fell des Bibers ist sehr dicht. Grobes Haar liegt über feinem, seidenartigen Unterhaar. Wegen dieses Fells wurde er früher stark verfolgt. Auch landete er – wie man es in alten Kochbüchern nachlesen kann – in der Bratpfanne.

Die an den Ufern von Seen und Flüssen gelegenen Erdburgen haben Zugänge unter Wasser, so dass die Tiere ungesehen ein- und ausschlüpfen können. Regelrechte Staudämme, die die Biber aus Baumstämmen und Ästen in Bäche und Flüsse bauen, verhindern, dass die Unterwassereingänge bei niedrigem Wasserstand trocken fallen.

Für diese Dämme fällen die Biber Bäume, indem sie die Stämme so weit annagen, bis sie umfallen. Jeder kennt diese „Sanduhr-Nagereien“ von Abbildungen.

Baumeister Biber baut aber auch im Wasser Burgen aus Reisig und Stöcken, die sie mit Schlamm „verputzen“, also abdichten. Die Wohnstuben dieser Wasserburgen saufen auch bei Hochwasser nicht ab, da sie sich mit dem steigenden Wasser schwimmend heben.

An den naturnahen Abschnitten der Emscher findet der Nager wieder geeignete Lebensräume und ausreichend Nahrung. Seine unverkennbaren Spuren – angenagte und gefällte Bäume – sprechen deutlich für einen ernsthaften Versuch, sich im Emscher-System dauerhaft anzusiedeln. Biber ernähren sich rein pflanzlich, wobei er dafür meist nur im Winter die Rinde und Zweige von Weichhölzern wie Pappeln und Weiden nutzt. Im Sommer ernährt sich der Biber von krautigen Pflanzen und Wasserpflanzen.

„Biber sind natürliche Gewässergestalter: Sie schaffen durch das Holz gefällter Bäume neue Lebensräume, so dass lichtdurchflutete Offenbiotope und Stillgewässer wechseln – es entstehen vielfältige und strukturreiche Fließgewässerabschnitte für zahlreiche Tier – und Pflanzenarten“, sagt Gunnar Jacobs, der bei der Emschergenossenschaft als Artenschutzexperte für die Fauna zuständig ist.

Es gelte jedoch auch, die Tiere aufgrund ihrer besonderen „Bauaktivitäten“ insbesondere an kleineren Gewässern im Blick zu behalten, denn sie können Probleme im Rahmen der Gewässerunterhaltung verursachen, so Jacobs. Daher wird die Emschergenossenschaft die Aktivitäten des unter Artenschutz stehenden Bibers beobachten.

Die genaue Fundstelle im Emscher-System gibt die Emschergenossenschaft aktuell noch nicht bekannt, um einen Biber-Tourismus zu vermeiden. Die Fotos stellte die Emschergenossenschaft zur Verfügung.

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