Badetag bei den Spatzen

Der Sperling ist in aller Welt zu Hause

0 08.04.2022

Viel Besuch hat der Gerscheder Vogelfreund Uwe van Hoorn in seinem Garten. An manchen Tagen zählt er 30, 40 Spatzen, bzw. Haussperlinge in den Hecken und Büschen. Es sind keine Dreckspatzen. Sie baden ausgiebig in einer flachen mit Wasser gefüllten Schüssel. Ja, die Spätzchen haben sich längst in die Herzen zahlreicher Vogelfreunde getschilpt.

So ist es doch: Manches Kind ist ein süßes Spätzchen! Und einen Spatz in der Hand zu haben, ist alle Mal besser, als eine Taube auf dem Dach. Auch darum sollte man nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wer es trotzdem tut, der ist vermutlich mit einem Spatzenhirn ausgestattet (oder hat eine Meise unterm Pony).

Fest verankert ist dieser Vogel in Redensarten und Sprichwörtern. Der Spatz ist Titelfigur in Geschichten und Gedichten. Selbst Wolfgang Amadeus Mozart scheint der Vogel beeindruckt zu haben, denn eine charakteristische Violinfigur brachte der unter KV220 verzeichneten festlichen Messe den Titel „Spatzenmesse“ ein.

Mein Vater erzählte, dass er als Jugendlicher noch für jeden Spatzenkopf 5 Pfennig vom reichsten Bauern meines Heimatdorfes Rysum bekommen hat“,erzählt Uwe van Hoorn. Getreidekörner und Gräsersamen gehören zur bevorzugten Nahrung des Spatzes. Mit dieser Leibspeise hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Er wurde als frecher Korn- oder Speicherdieb beschimpft. Hinzu kommt, dass der gesellige Piepmatz sich in Sommerschwärmen zusammenschließt, um gemeinsam auf Nahrungssuche zu gehen. Bilder von Spatzenschwärmen in Kornfeldern gehören vielerorts der Vergangenheit an.

Der Spatz oder Haussperling (Passer domesticus) ist ein Singvogel aus der Gruppe der Sperlinge, zu der weltweit 36 Arten gehören. In Deutschland leben mit dem Feldsperling und dem ebenfalls zu den Sperlingen zählenden Schneefink nur zwei Verwandte. Der 14-16 cm große Vogel fällt besonders durch seinen großen Kopf und den kräftigen Schnabel auf. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in ihrem Aussehen. Mit einer schwarzen Kehle, einem aschgrauen Scheitel und einem kastanienbraunen Streifen an den Kopfseiten sind die Männchen deutlich auffälliger gezeichnet. Auch durch ihren bräunlichen Rücken mit schwarzen Streifen lassen sich die Männchen leicht von den insgesamt unscheinbareren, matt braun gezeichneten Weibchen unterscheiden.

Der Spatz ernährt sich also in der Hauptsache vegetarisch, seine Jungen aber füttert er in den ersten Tagen mit Insekten und Raupen. Besonders in den Städten hat sich der Vogel dem Angebot angepasst und gilt dort als Allesfresser. Gerne gesellt er sich zum Beispiel in Straßencafés zu den Gästen und pickt eifrig Krümel vom Boden auf.

Optimal für den kleinen Piepmatz sind Dörfer mit Landwirtschaft, Vorstadtbezirke, Gartenstädte, Stadtzentren mit großen Parkanlagen, Zoologische Gärten, Vieh- und Geflügelfarmen. Mitte bis Ende April beginnt die Brutsaison. Nicht selten bringt es der Haussperling auf drei oder sogar vier Bruten pro Saison. Meist baut er sein einfaches Nest in Nischen oder Höhlen, vorzugsweise an Gebäuden oder in Baumhöhlen. Der Spatz lebt gesellig und brütet gerne in Gemeinschaft mit anderen Paaren. Nach 11 bis 13 Tagen schlüpfen zwischen vier und sechs Junge aus den Eiern.

Der Haussperling, der wie die meisten Kleinvögel nach einem Jahr geschlechtsreif ist, lebt in der Regel in "Dauerehe". Vogelexperten gehen davon aus, dass der Spatz ursprünglich aus den baumarmen Steppengebieten Südost- und Vorderasiens stammt. Die Eroberung anderer Landstriche trat der eher unscheinbare Singvogel vor etwa 10.000 bis 15.000 Jahren im "Windschatten" des Menschen an. Wo sich die Menschen niederließen, um Ackerbau zu treiben, richtete sich auch der Spatz ein.
Er ist also im wahrsten Sinne ein "Allerweltsvogel". Von den Tropen bis über die Polarkreise hinaus kann man ihm begegnen, an Meeresküsten genauso wie in Großstädten oder auf kleinen Inseln. In den unwirtlichen Wüsten der Erde und den Tropen fehlt der Spatz allerdings.

In Deutschland leben 4,5 Millionen Brutpaare.(Quelle: Deutsche Wildtierstiftung). Ein Rückgang lokaler Bestände ist auf fehlende Nistmöglichkeiten in und an Gebäuden, vor allem unter Dächern, zurückzuführen. Gebäudesanierungen verhindern leider sehr oft, dass Sperlinge weiterhin eine Brutnische finden können. Zunehmender Nahrungsmangel kommt hinzu, verursacht durch den Rückgang von Kleintier- und Pferdehaltung, durch Intensivierungen in der Landwirtschaft wie saubere Dreschmethoden, sofortigen Umbruch von Stoppelfeldern, Pestizidausbringung, aber auch naturfern gestaltete und daher artenarme Gärten. Durch die Versiegelung der Landschaft fehlen außerdem Plätze für die bei den Spatzen so beliebten Staubbäder, die der „Dreckspatz“ so gerne nimmt, um sich gegen lästige Federparasiten zu schützen.

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