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0 22.08.2021
Emsche
Jeden Ogenblick rappelt än Zugg vöbi
Jeden Augenblick rattert ein Zug vorbei.
On dä Schottsteener qualmt.
Und der Schornstein qualmt.
So wät dä Heeme väsaut on termalmt.
So wird die Heimat versaut und zermalmt.
Doch ick segg ät on bliw dobi:
Doch ich sag‘s und ich bleibe dabei:
Low git enke Ruhr on low git dän Rhien,
Lobt ihr die Ruhr und lobt ihr den Rhein,
Wat süs noch all, ick gönn enk dät,
Was sonst noch alles, ich gönne es euch,
Ick awer low min Schmuddelin,
Ich aber liebe mein Schmuddelchen,
Dät hett bi mi än Steen em Brett.
Das hat bei mir einen Stein im Brett.
Eemol es öt ok opp silwerne Fäute gegohen
Einst ist es auch auf silbernen Füßen gegangen
On ha än kloe Gesich,
Und hatte ein klares Gesicht,
On‘t allerschönste Gedich
Und das allerschönste Gedicht
Dee öm woll tau Gesichte stohen.
Stünde ihm gut zu Gesicht.
Do het ök Mitleid met dä Menschen gehadd,
Dann hat es Mitleid mit den Menschen gehabt,
Dä so schwoe hät wullacken mäuten.
Die so schwer arbeiten mussten.
„Wie?“ sagg öt, „dät soll woll wat heiten!
„Wie?“ sagt es, „das soll wohl was heißen!
"Aangepack!" On do wo öt so schwatt.
„Angepackt!“ Und da war es ganz schwarz.
Awer dät dee öm on däuk öm nech leed.
Aber das tat und tut ihm nicht leid.
Dät Schwatte, dät es sin Ehrenkleed.
Das Schwarze, das ist sein Ehrenkleid.
On dodropp gew ick enk Siegel on Breif:
Und darauf geb ich euch Siegel und Brief:
Ick low mine Emsche on häw so leiw!
Ich lobe meine Emscher und hab sie so lieb!
BN Nr. 24 / 11.06.1954 (Titelseite), Titel „Emsche“ Hatte on Heeme. Botterblaumen 1984, S. 26
Was würde Hermann Hagedorn (1884-1951) wohl sagen, wenn er heute einen Blick auf die neue alte Emscher werfen könnte? Der Dellwiger Heimatdichter liebte den schwarzen Fluss und erinnert in dem Gedicht "Emsche" daran, dass auch die Emscher einmal auf silbernen Füßen ging.
Die die plattdeutschen Gedichte des Dellwiger Heimatdichters wurden ausgewählt und ins Hochdeutsche übertragen von Franz Josef Gründges.
Das Luftbild vom SVR zeigt das Emschertal bei Dellwig mit Zeche Christian Levin in den Zwanzigerjahren.
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