Amphibien-Liebe im Camouflage-Look

Die seltene Wechselkröte ist Lurch des Jahres 2022

0 21.01.2022

Ihr beige-grün geflecktes Tarnmuster mit rötlichen Knubbeln und grünlichen Augen macht die Wechselkröte (Bufotes viridis) zum unverwechselbaren Sympathieträger unter den Amphibien. Die seltene und in Deutschland durch Lebensraumverluste stark gefährdete Art wurde zum Lurch des Jahres 2022 gekürt, wie die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.) bekannt gab.

Tatsächlich hat die 6 bis 8 Zentimeter lange Wechselkröte Schutz bitter nötig. Mit mit ihrer kontrastreich gefleckten Färbung zählt sie zu den attraktivsten, aufgrund drastischer Bestandsrückgänge aber auch zu den am stärksten bedrohten Amphibienarten Deutschlands. Ihr Name rührt vermutlich von der wechselhaften Fleckung oder der Fähigkeit her, die Grundfärbung je nach Untergrund abzudunkeln oder aufzuhellen.

Vielleicht hat er aber auch mit dem wechselhaften Lebensraum der
wärmeliebenden Art in Kiesgruben, Tagebauen und Steinbrüchen zu tun.

Gegenüber der letzten Roten Liste Deutschlands, als die Art 2009 noch in der Kategorie 3 (gefährdet und mäßig häufig) eingestuft war, ergibt sich in der aktuellen Liste 2020 bereits die Gefährdungsstufe 2 (stark gefährdet und selten). Auch in den regionalen Roten Listen aller 16 deutschen Bundesländer wird die Wechselkröte als gefährdet, stark gefährdet, vom Aussterben bedroht (1) oder gar als ausgestorben (0) geführt; dies
gilt ebenso für Österreich (gefährdet) und die Schweiz (ausgestorben).

Zu den Hauptursachen der seit Jahrzehnten anhaltenden Bestandsrückgänge in Mitteleuropa gehören der Wandel in der Landnutzung durch die zunehmend industrialisierte Landwirtschaft mit drastischen Biotopverlusten und Zerschneidung der verbliebenen Vorkommen.

Die Wechselkröte ist eine sogenannte Pionierart, deren ursprüngliche Lebensräume in Mitteleuropa, wie dynamische Flussauen, kaum mehr
vorhanden sind. Rückzugsgebiete findet die Art heute vor allem in Abgrabungen oder Abbauflächen, weshalb das Verfüllen von Sand- und Kiesgruben oder Veränderungen in der Tagebaunutzung zu den wichtigsten Gefährdungsfaktoren gehören.„Eigentlich ist die Wechselkröte eine Kulturfolgerin, die lange Zeit sogar vom
Menschen profitiert hat“, sagen Amphibienschützer, „aber heute bereiten ihr die Lebensraumverluste große Probleme.“ Allgemein bedroht
sind Amphibien, die in Deutschland zu den Tiergruppen mit dem höchsten Anteil gefährdeter Arten zählen (10 von 20 Arten), auch durch Gift- und Düngereintrag, Fischbesatz oder eine fehlende Nahrungsgrundlage durch den Insektenrückgang.

Im vergangenen Jahr fand in der Nähe von Bielefeld eine Biologin ein Wechselkröten-Exemplar. Das war dem Westfalen-Blatt ein großer Beitrag wert, denn amphibienversierte Biologen hätten darauf gewettet, dass die bundesweit stark gefährdete Art in Bielefeld nicht vorkommt; nicht einmal in Ostwestfalen; nicht einmal im Umkreis von 150 Kilometern in NRW, Hessen oder Niedersachsen. Immerhin: Im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Euskirchen sind noch Vorkommen bekannt.

Zum Bild: Ein Liebespärchen im Tarnkleid bei der Paarung. Die Wechselkröte kann ihre Färbung ihrem jeweiligen Untergrund anpassen. Foto: Trapp/DGHT

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