Ameisen sind ganz erstaunliche Tierchen

Bei Menschen rufen sie nur mäßige Begeisterung hervor

0 16.08.2019

Zu den bekanntesten Ameisenarten in Deutschland zählen die Rote Waldameise, die Schwarze Wegameise und die Rotbraune Wiesenameise. Diese erstaunlichen Insekten können sich nicht nur gut gegen anhaltende Hitze wappnen (sie verändern einfach die Eigenschaften der sie umhüllenden Wachsschicht), sondern sie saufen auch bei einem solchen Platzregen nicht ab, weil sie in ihren unterirdischen Nestern wie unter einer Käseglocke leben. Und die läuft ja auch nicht voll Wasser.

Bei vielen Menschen rufen Ameisen nur mäßige Begeisterung hervor. Sie werden als Ungeziefer abgetan. Dabei leisten auch die kleinen Krabbeltierchen einen Beitrag im Ökosystem. Die Rote Waldameise gar, die an Waldrändern imposante Hügelnester baut, steht unter Naturschutz.

Die Weg- und Wiesenameisen lieben die Nähe zum Haus. Sie bauen Gänge in Gärten und unter Terrassen und nisten sich gelegentlich in Häusern ein. Schnell werden Köder gekauft, die die Tiere töten. Ameisenfreunde hingegen, nähern sich den Tierchen gerne mit der Lupe. Sie zählen die Härchen im Nacken und auf der Brust, weil sie nur so ganz genau herausbekommen können, zu welcher Ameisenart der kleine Krabbler, den sie vor sich haben, zählt.

Weltweit sind etwa 12.500 Ameisenarten (Wikipedia) bekannt und es werden noch heute immer wieder neue entdeckt.

Allein 120 Arten gibt es in Deutschland

Etwa 200 Arten sind in Europa beheimatet, allein 120 in Deutschland. Und die drei oben genannten sind die häufigsten Vertreter. Die drei sind echte Winzlinge im Vergleich zu anderen Arten. Heimische Ameisen werden nicht über einen Zentimeter groß.

Eine Ameise alleine gibt es nicht. Sie leben immer im „Ameisenstaat“. Bis zu fünf Millionen Tiere können sich zum Beispiel in den Nestern der Roten Waldameise tummeln. Der Ameisenstaat besteht meist aus einer Königin und ihren weiblichen Nachkommen. Die sind fast immer unfruchtbar und für die Arbeit da. Sie bauen das Nest, verteidigen die Kolonie gegen Feinde, kümmern sich um den Nachwuchs und besorgen Nahrung für die weißen Larven, die weder Beine noch Augen haben. Männliche Nachkommen sind ausschließlich dazu da, die fruchtbaren Weibchen zu begatten, die dann als junge Königinnen eine neue Kolonie gründen können. Allerdings gibt es männliche Ameisen und fruchtbare Weibchen nur zu bestimmten Zeiten. Man erkennt sie an ihren Flügeln. Nach der Begattung sterben die Männchen. Die Weibchen werfen die Flügel ab und machen eine neue Kolonie auf.

Das klingt kompliziert und ist es auch. Denn außer den drei verschiedenen „erwachsenen“ Ameisen (Weibchen/Königin, Arbeiterin und Männchen) gibt es noch vier Entwicklungsstufen. Ei, Larve, Puppe und Imago (so nennt man eine erwachsene Ameise).

Männchen haben Pech im Ameisenstaat. Sie werden nur einmal gebraucht. Denn nach der Paarung bewahrt das Weibchen die Spermien in ihrer Samenblase auf. Sie reichen der Königin für ihr ganzes Leben aus. Mit dem Samen können sie ihre Eier befruchten oder auch nicht. Aus den unbefruchteten Eiern entstehen männliche Ameisen. Das heißt, die Königin bestimmt, was aus ihren Eiern wird.

Die Arbeiterinnen versorgen die aus den Eiern schlüpfenden Larven. Sie füttern die Brut und säubern nach der Verpuppung die Puppe regelmäßig. Schlüpft die Ameisenarbeiterin aus der Puppe, weiß sie am selben Tag noch, was sie zu tun hat und krempelt die Ärmel auf.

Je nach Ameisenart dauert die Umwandlung (Metamorphose) bis zu zwei Jahre. Erstaunlich: Arbeiterinnen werden bis zu zwei Jahre alt. Königinnen können sogar bis zu zwanzig Jahre alt Die mittlere Lebenserwartung einer Königin der Schwarzen Wegameise (Lasius niger) schätzen Fachleute sogar auf 29 Jahre. Sie sind die Methusalems unter den Kerbtieren.

Was wer zu tun hat im Ameisenstaat, ist vorgegeben. Die Kommunikation untereinander erfolgt durch Duftstoffe (Pheromone). Die chemischen Signale warnen vor Gefahr, machen auf Nahrung aufmerksam und locken Sexualpartner an. So funktioniert der Ameisenstaat reibungslos.

Appetit haben Ameisen auf die unterschiedlichsten Leckereien. Manche Arten werden unwiderstehlich von süßen Nahrungsresten der Menschen angezogen. Andere „halten sich“ Blattläuse und ernähren sich von ihrem zuckerhaltigen Kot. Wieder andere fressen Samen und deren Anhängsel (Elaiosom) von Blumen und Stauden und helfen so, die Pflanze weiter zu verbreiten. Aber auch Spinnen, Käfer, Wespen werden vertilgt. Unter die Pilzzüchter sind die südamerikanischen Blattschneiderameisen gegangen. Sie zerkauen Blätter und Blüten, schleppen sie in ihren Bau und lassen auf dem Brei Pilze gedeihen, die ihnen Nahrung sind.

Die Rote Waldameise mag alles. Ihre Nahrung besteht vor allem aus Insekten (z. B. Raupben, Schmetterlingen, Fliegen) und auch Spinnen. Daneben werden  Ausscheidungen verschiedener Lausarten (Honigtau), süße Pflanzensäfte dazu Samen, Pollen, Früchte und verschiedene Pflanzenteile gefressen. Trifft eine einzelne Arbeiterin auf ein (für sie allein) zu großes Beutetier, so greift sie es meist trotzdem an und versucht, ihm mit den Kiefernzangen eine Wunde zuzufügen, in die sie aus der Giftdrüse Ameisensäure sprüht. Die leicht flüchtige Ameisensäure alarmiert die Artgenossen und gemeinsam wird die Beute erlegt.

Ameisen sind Gewichtheber. Ob Baumaterial oder Nahrung, die Lasten, die Ameisen transportieren, können ein Vielfaches ihres Körpergewichts wiegen.

Mit ihren Antennen am Kopf können Ameisen nicht nur Tasten, Riechen und Schmecken. Sie „messen“ außerdem Temperaturänderungen, Luftströmungen und den Kohlendioxidgehalt der Luft. Auf den Antennen ist vermutlich außerdem der Sinn für die Wahrnehmung von Feuchte verankert und nicht zu Letzt verständigen sich Ameisen auch, indem sie sich mit den Antennen berühren (so genanntes Betrillern).

 

Auch mit den Beinen vollbringen Ameisen Erstaunliches: Sie haften sogar an Glasscheiben und können andererseits mit ihren Klauen raue Flächen erklimmen.

Königinnen und Arbeiterinnen besitzen immer eine Giftdrüse. Meistens wird das Gift auf das Opfer versprüht. Einige Arten wie die Feuerameisen besitzen einen Giftstachel. Verschiedene Arten nutzen verschiedene Gifte: Ameisensäure, Histamine, Alkaloide. Neben Giften für Angriff oder Verteidigung können auch Alarmsubstanzen und Lockstoffe enthalten sein, durch die Artgenossen benachrichtigt werden können. Heimische Ameisen braucht man nicht zu fürchten, es sei denn, man stört ihr Treiben im Nest. Dann bekommt man ihr Gift zu spüren.

Bildunterschrift: Waldameisen leisten einen wichtigen Beitrag zum Ökosystem, da sie viele für die Land- und Forstwirtschaft schädliche Insekten vertilgen. Darüber hinaus verbreiten sie Pflanzensamen, lockern den Waldboden auf und dienen vielen Tieren als wichtige Nahrungsquelle. Foto: pixabay


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