Am schönsten schillern Männchen nach der Mauser

Die Elster ist ein intelligenter Vogel und kann sogar bis sechs zählen

0 27.11.2020

Sie sind zurzeit zu viert und sie haben es sich in den hohen Fichten im Nachbargarten prima eingerichtet. Von dort aus starten sie dann und wann zum Dach eines kleinen Häuschens und krosen dort unter einem Vorsprung herum. Hört man ihr lautes Schäckern, will man nicht glauben, dass diese Rabenvögel zu den Singvögeln zählen.

Die Elster hat mit einer Reihe von Vorurteilen zu kämpfen. Im Mittelalter galt sie als Galgenvogel und noch heute wird sie mit dem Eigenschaftswort „diebisch“ verunglimpft. Besonders krumm nimmt man ihr, dass sie als Nesträuber die Gelege kleinerer Vögel leert. Das tun Eichhörnchen („oh, wie süüüß“) auch, ohne dass man es den flinken Säugern übel nimmt.

Mit ihrem schwarz-weißen Gefieder und den sehr langen Schwanzfedern ist Pica pica, so der wissenschaftliche Name, unverwechselbar. Besonders hübsch: Die schwarzen Federn glänzen metallisch grün, blau oder rot – je nach Lichtverhältnis. Am schönsten schillern Männchen kurz nach der Mauser.

Männchen und Weibchen unterscheiden sich im Federkleid nicht voneinander. Männchen sind aber ein paar Gramm schwerer als Weibchen, die immerhin um die 200 Gramm auf die Waage bringen. Die Tiere werden bis zu einem halben Meter lang (wovon der Schwanz etwa die Hälfte ausmacht). Ihre Flügelspannweite ist mit rund 50 Zentimetern beachtlich.

Doch die Elster ist auch gut zu Fuß. Am Boden ist der Vogel laufend auf Nahrungssuche: Insekten und Spinnen stehen auf dem Speisezettel. Auch Kleintiere wie Feldmaus, Frosch & Co. werden gerne genommen. Eine Etage höher gibt es Vogeleier und ja, auch Nestlinge. Allerdings wird dieser Nahrungs-Anteil deutlich überschätzt. Vogelkundler haben herausgefunden, dass in einer Innenstadt der Anteil an Kleinvögeln in der Nahrung der Elstern lediglich fünf bis acht Prozent beträgt

In der Stadt ist der Tisch für den talentierten Vogel nämlich besonders reich gedeckt: Der gelehrige Stadtvogel durchsucht Abfalleimer, Komposthaufen und frisst Essensreste wie Fleisch, Brot, Pizza, Kuchen, Käse, Eierschalen. Oft halten sich die Vögel am Rand von Bahnstrecken auf oder auf dem Randstreifen von Autobahnen. Dort suchen sie nach tierischen Unfallopfern; Aas steht ebenfalls auf dem Speiseplan. Als „Dessert“ verzehren sie Pilze und Beeren. Sie verschmähen auch Sämereien nicht. Nicht nur für den Winter legen sich Elstern Vorräte an. Um Räubern zuvor zu kommen, wechseln sie häufig das Versteck.

Die Elster ist pfiffig. Sie macht sich auf die Suche nach Insekten. Dabei dreht sie sogar Steine um. Auch lässt sie sich von vorbeifahrenden Autos Nüsse knacken. „Aus den Augen, aus dem Sinn?“ Das gilt nicht für Elstern. Sie wissen, dass eine Person weiterhin existiert, auch wenn sie diese nicht mehr sehen. Diese so genannte „Objekt- oder Personenpermanenz“ haben im Tierreich außerdem noch Aaskrähen, Affen, Hunde und Katzen.

Elstern erkennen sich im Spiegel. Und: Experimente haben gezeigt, dass sie sogar bis sechs zählen können. Und da haben sie einigen Menschen einiges voraus. flora

Zum Bild: Wäre die wunderschöne Elster ein seltener Vogel, hätte sie viel mehr Fans unter den Menschen. Foto: Uwe van Hoorn

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