Alle Neune für die Emscher

Kleiner Stichling fühlt sich wohl, aber Trockenperioden bedrohen Fluss-Fauna

0 23.08.2019

Essen/Emschergebiet. Im vergangenen Jahr sorgte der „Dreistachlige Stichling“ als Fisch des Jahres 2018 für Furore – in diesem Jahr setzt die Emschergenossenschaft noch sechs Stacheln drauf und stellt zum „Tag des Fisches“  den „Neunstachligen Stichling“ vor.

Der Fisch lebt bevorzugt in an Wasserpflanzen reichen Flüssen und Bächen mit niedrigem Wasserstand und langsamer Fließgeschwindigkeit. Dieser Umstand rettet ihn gerade in heißen Trockenperioden, in denen neuerdings immer mehr Gewässer eine geringe Wasserführung aufweisen oder sogar trockenfallen – wie unter anderem der Schurenbach in Essen. Diese Entwicklung beobachtet die Emschergenossenschaft vor dem Hintergrund des bereits eintretenden Klimawandels mit Sorge.

Der Neunstachlige Stichling, der aufgrund einer Maximallänge von fünf bis sieben Zentimetern auch Zwergstichling genannt wird, ist zwar eher ein Neunstachliger Winzling, gilt aber aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit als wahrer Überlebenskünstler – denn er kommt in Gewässerabschnitten vor, wo vielen Fischarten ein Überleben kaum mehr möglich ist. So zählen sogar sumpfige Quell- bzw. Auenbereiche oder kleine krautreiche Gräben zum Lebensraum dieser Kleinfischart. Hier überdauerte der Neunstachlige Stichling auch das schmutzige Kapitel im Emscher-Gebiet, in dem zahlreiche Gewässerabschnitte im Zuge der Industrialisierung als offene Schmutzwasserableiter genutzt wurden. Das hat neben seinem dreistachligen Verwandten nur noch die Emscher-Groppe geschafft.

Revitalisierung der Emscher

Vor dem Hintergrund des Generationenprojekts Emscher-Umbau dürften nun aber auch für den Neunstachligen Stichling bessere Zeiten anbrechen. Seit 1992 arbeitet die Emschergenossenschaft an der Revitalisierung der Emscher-Gewässer. Mehr als fünf Milliarden Euro werden in die Aufwertung der einst geschundenen Flusslandschaft investiert.

Die ökologischen Erfolge des Emscher-Umbaus können jedoch auch schnell wieder in Gefahr geraten. Seit 2018 beobachtet die Emschergenossenschaft lange Trockenperioden und Heißzeiten, die den Gewässern zu schaffen machen. Bachläufe drohen trockenzufallen, für die gerade erst zurückgekehrte Fluss-Fauna ist dies lebensbedrohlich.

Erschwerend hinzu kommt, dass sich die Grundwasserstände noch nicht von dem vorherigen Jahrhundert-Sommer 2018 erholt haben. Inzwischen wird deutlich, dass bereits weitaus kürzere Trockenperioden ausreichen, um bedrohliche Wasserstandsabsenkungen in den Gewässern zu verursachen. In der Folge ist damit die gesamte Gewässerlebewelt ernsthaft bedroht. Besonders schnell sind Fische betroffen, da diese auf höhere Wasserstände und sauerstoffreiches Wasser in besonderem Maße angewiesen sind.

Was in der Emscher schwimmt

In der Emscher bei Dortmund ist vor einigen Jahren sogar wieder die Bachforelle nachgewiesen worden. Auch die Wiederansiedlung der Emscher-Groppe in mehreren renaturierten Gewässern des Emscher-Systems lief äußerst erfolgreich. Nach über 100 Jahren vermehren sich inzwischen wieder Groppen in den Emscher-Läufen. Der Bestand der „Emscher-Groppe“ kann nun als gesichert angesehen werden.

Nachgewiesen wurde der Fisch unter anderem in diesen Gewässern: Boye in Bottrop, Deininghauser Bach in Castrop-Rauxel, Ostbach in Herne, Läppkes Mühlenbach an der Stadtgrenze Oberhausen und Frintop, Borbecker Mühlenbach in Essen, Landwehrbach in Castrop-Rauxel und Herne, Roßbach in Dortmund, Emscher und Hörder Bach in Dortmund. (eglv)

Zum Bild: Ein, zwei, drei, ganz viele. Der Neustachlige Stichling ist ein Winzling. Das Bild machte Bernd Stemmen für die Emschergenossenschaft.

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