Achtung! Nektardiebe unterwegs!

Die Akelei braucht langrüsselige Insekten für ihre Befruchtung

0 17.05.2024

Viele Blumenfreunde lieben Akeleien allein schon wegen ihrer intensiven blauen oder violetten Farbe und weil die Blüten so außergewöhnlich, so bizarr scheinen. Kühn sind die Blütenblätter geschwungen, lang ragt der Sporn hinaus.

Die Akeleien (Aquilegia) bilden eine Pflanzengattung in der großen Familie der Hahnenfußgewächse, zu denen auch unsere gelbe „Butterblume“ gehört. Es gibt 70 bis 75 Arten (in manchen Quellen werden über hundert Arten genannt) und man findet sie hauptsächlich in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel.

Schon 1985 wurde die Wald-Akelei (Aquilegia vulgaris) zur Blume des Jahres gekürt. In dem damals veröffentlichten Text dazu wurde die Blüte so beschrieben: „Die Akelei hat einzeln stehende, lang gestielte Blüten, deren fünf Blütenblätter ein zweilippiges, hohles, gesporntes mit der Öffnung nach unten und mit dem am Ende umgerollten Sporn nach oben gerichtetes Organ bilden, das eine intensiv blaue Farbe aufweist, eine schöne, eigenartige Blüte.“ Besser begreift man, wenn man sich eine Akelei aus der Nähe betrachtet.

Vor 40 Jahren registrierten Umweltschützer und Botaniker also schon, dass der Fortbestand der Wald-Akelei gefährdet ist, auch weil die hübschen Blumen gerne von gedankenlosen Spaziergängern gepflückt werden. Die nickenden Blüten erscheinen ab April bis Juni und haben einen Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern.

Einst war die Wald-Akelei so häufig, dass man die jungen Sprösslinge im Frühjahr erntete und wie Spargel zubereitete und das obwohl sie leicht giftig war – und ist.

Sie zählte früher zu den ausdauernden, häufig vorkommenden Kräutern in Europa, Nordasien und Nordamerika, die in Wäldern, auf Waldwiesen, vorwiegend auf Kalkböden zahlreich anzutreffen war und für allerlei Zwecke, auch in der Arzneikunde, Verwendung fand.

Heute kommt sie auch als Zierpflanze in den Gärten vor, etwa mit angezüchteten braunroten, außen gelblichen Blüten, mit rein gelben, sehr lang gespornten und auch mit scharlachroten Blüten. Das ist kein Problem, falls man keine gefüllten Sorten nimmt. Denn bei gefüllten Sorten sind die Staubblätter, die den Pollen tragen, zu Blütenblättern umgezüchtet worden. Das sieht toll aus, bietet aber nichts mehr für Insekten.

Variationen in der Farbe, auch bei der wildwachsenden Akelei, sind allerdings nicht selten, so jene vielfach anzutreffende über Rosa nach Weiß hin oder zu Hellblau tendierend. Die Akelei ist mehrjährig und wird besonders gerne von Hummeln besucht, vorausgesetzt ihr Rüssel ist lang genug, um an den Nektar zu gelangen, der tief unten im Sporn der Blüte sitzt. Angelockt werden die Hummeln durch die Farbe der Blütenblätter sowie durch den Duft. Die Insekten halten sich mit den Vorderbeinen am Rand der Kronblätter fest und dringen mit ihrem Kopf in den lang ausgezogenen Sporn ein.

Kurzrüsselige Hummeln fackeln nicht lange. Sie beißen den Sporn der Akelei von außen an und holen sich den Nektar, ohne dabei die Blüte zu bestäuben. Ist das Loch erst einmal vorhanden, finden sich auch bald Bienen ein, die gleichfalls als „Nektardiebe“ den Nektar aufnehmen, ohne die Blüte zu bestäuben.

Die Akelei gehört zu den Pflanzen, bei denen Staub- und Fruchtblätter zu unterschiedlichen Zeitpunkten reifen. Über diesen Mechanismus stellen die Pflanzen sicher, dass die Narben der Blüte durch den Pollen einer anderen Pflanze bestäubt werden. Als sogenannte vormännliche Pflanze reifen bei der Akelei zuerst die Staubblätter. Daher wird, solange die Blüte sich noch in ihrem vormännlichen Stadium befindet, der Hinterleib der Hummeln mit Pollen eingestäubt. Sind die Blüten bereits älter und damit weiblich, nehmen die dann reifen Narben den Pollen auf, den die Hummeln von anderen Akeleipflanzen mitbringen.

Gefahr droht der Akelei durch Standortvernichtung, durch grobe Veränderungen im angestammten Biotop etwa infolge landwirtschaftlicher Nutzung, In einigen deutschen Bundesländern gilt die Gemeine Akelei als in ihrem Bestand gefährdet, in Brandenburg zum Beispiel gilt sie sogar als ausgestorben. Das Pflücken, Ausgraben oder Besitzen wildwachsender Akeleien ist generell untersagt, ihre Standorte oder Bestände sollten gar nicht betreten werden. Alle Akeleien sind „besonders geschützt“ nach dem Bundesnaturschutzgesetz.

Zum Bild: Hier eine prächtige Akelei aus dem Garten. Insekten müssen einen langen Rüssel haben, um an den Nektar zu gelangen.



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